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Neuer Supermarkt für Amelsbüren: Filmriss bei der CDU? / 16.11.12

Ordnungsamtschef auf Abwegen

Eins muss man ihm lassen: er hat wenigstens nicht direkt aus der vertraulichen Vorlage der Verwaltung zitiert. Martin Schulze-Werner, münsterscher Ordnungsamtschef und nebenbei CDU-Lokalmatador in Amelsbüren, hat den Westfälischen Nachrichten den Vortritt gelassen. So konnten die WN unter Berufung auf die „üblicherweise gut informierten Kreise“ kolportieren, der Discounter Netto werde den Zuschlag für das städtische Grundstück an der Davertstraße erhalten.

Ob sich diejenigen, die unbedingt den Laden im Wohngebiet wollten, mit solchen Indiskretionen ein gutes Zeugnis ausstellen, mag jeder selbst entscheiden. Wenig Ordnungsliebe zeigt Schulze-Werner aber in seinen öffentlichen Kommentaren zum Thema. Die SPD sei schuld, tönt Schulze-Werner: mehrere Jahre habe der Verkauf gedauert, weil die SPD andere Standorte ins Spiel gebracht habe.

Der Kundige reibt sich die Augen – sitzt da einer im falschen Film, gab’s einen Filmriss in Amelsbüren? 2008 hat die Verwaltung die Bebauungsplanänderung vorgelegt, um einen Supermarkt anstelle von Wohnhäusern im neuen Baugebiet zu schaffen; 2009 hat der Rat dem zugestimmt. Und dann? Dann waren es die Investoren, die einfach nicht anbeißen wollten. Drei Anläufe brauchte die Verwaltung, um überhaupt ernsthafte Interessenten für den gewollten „Nachbarschaftsladen“ aufzutun – warum wohl? Ganz einfach, das Konzept „Nachbarschaftsladen“ mit beschränkter Verkaufsfläche war einfach nicht so spannend, wie die Amelsbürener CDU sich das vorgestellt hatte.

Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass das Vergabeverfahren nach allerlei juristischen Klimmzügen und Nachbesserungen wenigstens ordentlich zu Ende kommt. „Erfolge“ beschreien, bevor der Fisch gefangen ist – das kommt bei keinem Investor gut an, unterschrieben ist noch nichts. Springt der bevorzugte Bieter doch noch ab, oder – noch schlimmer – klagt ein unterlegener Bieter, dann wäre das nicht nur peinlich für die Amelsbürener CDU, sondern schlicht eine Katastrophe.

Die Konstellation wäre gar nicht so abwegig: wer will K+K mit seinem Laden in Amelsbürens Mitte daran hindern, rechtlich gegen neue Konkurrenz im kleinen Amelsbüren vorzugehen? Oder ganz einfach seinen Laden zuzumachen und den Amelsbürenern einen (unfeinen) Ramschladen à la 1-Euro zu hinterlassen? Die „üblicherweise gut informierten Kreise“ wissen, welches Risiko ihnen droht – und versuchen schon mal vorbeugend, Anderen die Schuld zuzuschieben.

Aber so einfach ist das nicht. Die Scherben ordentlich zusammenkehren, das müsste der ordentliche Schulze-Werner dann schon selber erledigen.

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