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Trinkwasser-Bürge / 6.02.11

Risiken der Erdgasbohrungen im Münsterland in der Diskussion

Da musste erst die CDU kommen, berichten die Westfälischen Nachrichten (WN) am 4.2.2011, und SPD, Grüne und FDP zogen im Landtag mit: eine Expertenanhörung soll es jetzt geben zu den möglichen Risiken der Erdgasbohrungen im Münsterland. Und ein Gutachter soll für Umwelt- und Wirtschaftsminister „Kriterien für die Bewertung der Gasförderung“ festlegen. Sehr schön, wenn damit langsam etwas mehr Licht und etwas mehr Öffentlichkeit in die Sache kommt.

Ob die WN mit ihrer Schlagzeile „Land bürgt für Schutz des Grundwassers“ den Kern trifft, darf trotzdem bezweifelt werden. Schließlich geht es nicht darum, wer haftbar gemacht wird wenn das Kind im Brunnen liegt, sondern das Unglück darf erst gar nicht passieren: nicht nur die Hauswasserversorgungen von Landwirten im Münsterland stehen zur Disposition, sondern die Trinkwasserversorgung mehrerer Millionen Bürger.

Mit süßen Verlockungen spart die Erdgasindustrie jedenfalls nicht. Erst ist das Handelsblatt das Forum, um den Kommunalpolitikern mit Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen zu winken. Dann geht man die Parteischiene: eine ganzseitige Anzeige (Seite 5) in DIE KOMMUNALE Zeitung, einer Publikation der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik NRW. Schamhaft wird verschwiegen, wer die Anzeige gebucht und bezahlt hat, dafür springen aber lauter schöne Sachen ins Auge: High Tech, Versorgungssicherheit und Erneuerbare Energien, immer schön positiv denken!, und bunte Bildchen mit einem ganz niedlichen Windrad.

Nur da, wo es kritisch wird, ist der Anzeigentext in DIE KOMMUNALE Zeitung merkwürdig einsilbig: nur Wasser und Sand benutzt die Frac-Technik, und „Diese ausgefeilte Technik ist seit rund 70 Jahren in der Erdgasförderung weltweit erprobt und routinemäßig im Einsatz.“ Der aufmerksame Leser reibt sich die Augen, zu viel Sand wird ihm gerade reingestreut: war da nicht noch was? Hat die erprobte Routinetechnik in den USA nicht ganze Landstriche verwüstet? Gehört zur Frac-Technik nicht auch der reichliche Einsatz von problematischen Chemikalien? Und verweigern Exxon und Co nicht gerade an der Stelle die Auskunft?

Die Kunst besteht eben einfach im gekonnten Weglassen.

Zum Glück hat die Landesregierung uns betroffene Bürger aber frühzeitig und umfassend informiert. „Die Bürgerinnen und Bürger des Landes Nordrhein-Westfalen haben ein Anrecht auf Transparenz im Verfahren. Die Landesregierung und ihre nachgeordneten Behörden haben Parlament, Öffentlichkeit und die politischen Gremien vor Ort frühzeitig über die Probebohrungen informiert und beteiligt,“ teilen Thomas Eiskirch MdL, wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher und André Stinka MdL, umweltpolitischer Sprecher der SPD den Medien in ihrer Pressemitteilung vom 2.2.2011 mit. Wenn die Bürger diese Medienoffensive nicht mitgekriegt haben, sind sie eben selber schuld …

Immerhin: „wasserrechtliches Verfahren“ ist das Zauberwort, das sich jetzt in den Verlautbarungen findet. Die SPD-Landtagsabgeordneten des Münsterlandes – Frank Sundermann, Elisabeth Veldhues, Marc Herter und André Stinka – haben mit dem Arnsberger Regierungspräsidenten gesprochen, der über Bohr-Anträge der Gasindustrie entscheidet; sie haben ihn aufgefordert, für ein transparentes Verfahren zu sorgen, bei dem die Sorgen und Einwände der Münsterländer ernst genommen werden.

SPD zu Gasbohrungen vor Münsters Toren Gas hinterm Gartenzaun