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Ein Radweg über die Brücke / 3.12.09

Die Hiltruper Kanalhochbrücke: für Radfahrer verboten

Die Hiltruper Kanalhochbrücke: für Radfahrer verboten

„Bloß nicht durch den Tunnel!“ sagt meine Frau.

„Bloß nicht über die Hochbrücke!“ sagten vor einem Jahr die Sicherheitsexperten der Stadtverwaltung.

Und jetzt soll es plötzlich doch einen Radweg von Hiltrup-Mitte nach Hiltrup-Ost hoch oben über die Kanalbrücke geben?

Das Problem ist altbekannt und drängend. Beim Bau der neuen Hochbrücke über den Kanal 1980 wurden gleich zwei Fehler gemacht: der Radverkehr zwischen Ost und Mitte wurde zum einen unterschätzt und vernachlässigt; zum anderen wurden die „sozialen“ Probleme von Tunneln für Fußgänger und Radfahrer ignoriert. Anderswo wurden Fußgängerpassagen und Tunnel später mit Brettern vernagelt, und der Verkehr suchte sich neue Wege – oben herum. Oder sie wurden sehr aufwendig umgebaut, mit viel Licht, sozialer Kontrolle durch Menschenmengen und Videoüberwachung.

Beides ist in Hiltrup nicht geschehen. Der Tunnel ist viel zu eng und dunkel, und das gesamte Erscheinungsbild sagt nur eins: bloß weg hier!

Nur: die Alternative hoch oben über die Brücke ist auch nicht ohne. Abends und nachts ist man hier auch sehr allein, die wenigen Autos können dies Angstgefühl nicht beseitigen, selbst wenn man sich auf der offenen Brücke besser fühlt. Vor allem aber lassen die Brückenrampen in ihrer jetzigen Form keine verkehrssichere Führung eines Radweges zu – sagten die Experten der Verwaltung noch vor einem Jahr.

Hier entlang über die Brücke?

Geradeaus weiter, wo jetzt am rechten Straßenrand die „Mehrzweckspur“ ist?

Eigentlich ganz einfach, sollte man meinen: wer hier mit dem Rad ankommt, fährt einfach geradeaus weiter – die Brückenrampe ist breit genug, den „Mehrzweckstreifen“ rechts bräuchte man doch bloß als Radweg zu markieren. Die Sicherheit fordert allerdings eine bauliche Trennung von Fahrbahn und Radweg, hier muss ein Bordstein oder eine stabile Trennwand hin! Und das nicht nur auf den Rampen, sondern auch oben auf der Brücke.

Anders sieht’s aus, wenn man von Ost die Rampe herunter zur Marktallee fährt:

Von der Brücke auf die Kreuzung: hier endet der Weg mitten auf der Kreuzung

Die Spur endet jetzt im Kreuzungsbereich

Hier läuft der vorhandene Mehrzweckstreifen geradeaus in die Kreuzung, und das mit Tempo, denn die Rampe ist lang und hat ordentlich Gefälle. Für den 10jährigen verwegenen Radrenner mit Tornister auf dem Rücken kann das dann plötzlich so aussehen:

Von der Brücke auf die Kreuzung: Konflikte sind vorprogrammiert

Und den Radweg einfach auch auf der anderen Straßenseite anlegen? Da ist der Abzweig zum Hiltruper See im Weg, sagten die Planer der Verwaltung. Und sie sagten noch mehr:

Von der Brücke zum Osttor: hier wird es eng

Von der Brücke zum Osttor: hier wird es eng

Am östlichen Ende der Brückenrampe gibt es ein Nadelöhr, wo der Mehrzweckstreifen am Fahrbahnteiler endet und wo der Bus hält. „Nicht mit mir!“ sagte der Verkehrsplaner vor einem Jahr zu der Idee, hier einen Radweg anzulegen.

Damit es keine Missverständnisse gibt: Den Radweg wollen wir alle! Eine vernünftige Planung wollen wir aber vorher sehen. Schließlich wollen wir das Kind nicht mit dem Bade ausschütten. Allein die Förderung aus Landesmitteln für das Gesamt-Bauprojekt soll uns nicht davon abhalten, genau hinzuschauen und Sicherheit einzufordern. Auch wenn der Radweg das Alibi dafür sein sollte, dass das Land Geld gibt für eine Baumaßnahme, die im Wesentlichen aus einer Brückeninstandsetzung besteht.

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