Die 12 am Wasser / 3.12.09
Die 12 am Wasser – wie nett sich das anhört. 12 neue Einfamilienhäuser, mitten in Hiltrup, und dazu noch am Wasser gelegen, wo gibt’s das sonst noch? Wer kann – das nötige Kleingeld vorausgesetzt – da widerstehen? Und der Blick nach Süden ist ja wirklich vielversprechend.
Einfach losgehen in die Hohe Ward, signalisiert das Bild
Aber dann: ein lauter Knall! und ein nicht zu überhörendes Rumoren, das kein Ende nehmen will. Der Blick wandert zum andern Kanalufer, wo früher mal Basalan Steinwolle produzierte und die Baufirma Holzmann ihren Platz hatte. Schau’n wir uns mal um!
30 Tonnen, mehr darf hier nicht durch
Osttor: Die ersten Häuser hinter der Brücke zeigen sich noch zivilisiert, auch ein Arzt hat sich hier angesiedelt; aber dann, auf der Nobelstraße vorbei an den alten Basalan-Gebäuden („Zu verkaufen“), ja dann wird’s übel. Keine Spur mehr von Hiltrup City. Brache, öde schlammige Flächen.
Die Nobelstraße: Hiltrups häßliche Mitte
Ganz am Ende der Wüstenei: ein neues Schild. BLR, Logistik, Bauunternehmung. Hier verdichten sich die Schlammspuren, und auch der LKW-Verkehr.
Komisch, ein beladener 40-Tonner, hier? Sollte sich über Nacht eine neue Zufahrt gefunden haben – die, die Hiltrup schon seit Jahrzehnten als Alternative zur Prinzbrücke sucht -, die 40 Tonnen trägt?
Und schon kommt der nächste 40-Tonner. Die Polizei schaut zu. Sicher haben die Streifenbeamten über Funk mitgeteilt bekommen, dass diese dicken Brummer nur Luft geladen haben und sorgfältig gewogen worden sind.
Rechthaberei beiseite: der Lärm ist das Problem. Recycling wird hier betrieben, so steht’s auf den anliefernden LKWs, hier wird also der letzte Dreck angeliefert, der so beim Bauen anfällt, wird – hoffentlich – sortiert und kleingemacht.
Schreddern nennt sich das, und ist zwangsläufig mit Lärm verbunden. Aber warum muss dieser Lärm ausgerechnet mitten in Hiltrup stattfinden? „Die Genehmigung [vom 6.07.07 gegenüber der Schredder-Firma] war zu erteilen, weil … keine anderen öffentlich-rechtlichen Vorschriften entgegenstanden. Insbesondere hatte die Stadt Münster keine planungsrechtlichen Bedenken gegen das Vorhaben …“ antwortet der Regierungspräsident den Anwohnern, die direkt gegenüber in den 12 neuen Häusern am Wasser wohnen. „Weil auf der anderen Kanalseite ein Industriegebiet liegt, wurde für die Schredderanlage (statt 55 dB(A) wie bei Allg. Wohngebieten) bis zu 60 dB(A) genehmigt.“ – das ist der nach TA Lärm zulässige Höchstwert.
Die Schredderanlage steht in einem Gewerbegebiet und nicht in einem Industriegebiet, und die Anwohner weisen darauf hin, dass die TA Lärm in Ziffer 6.7 durchaus Möglichkeiten enthalte, einen geringeren Lärmwert vorzuschreiben. Sie fragen sich: Warum hat die Bezirksregierung davon nicht Gebrauch gemacht?
In der heutigen öffentlichen Sitzung der Bezirksvertretung Hiltrup werden die Behördenvertreter sich Mühe geben müssen, den Anwohnern zu erklären, warum sie sich auf ein Leben mit Ohropax einrichten sollen.
Über dies aktuelle Ärgernis hinaus stößt uns diese Diskussion einmal mehr auf die alte Frage: was soll aus Hiltrups Mitte werden, aus dem Gelände rund um den Bahnhof? Hiltruper Röhrenwerk und Basalan Steinwolle, das waren einmal wichtige Stationen auf dem Weg vom Dörfchen Hiltrup des 19. Jahrhunderts in die Moderne. Hiltrup ist um diese Keimzelle herum gewachsen, und jetzt muss man ganz nüchtern konstatieren: heute gehört kein Gewerbe der Art, das jetzt den Lärm macht, an diese Stelle. Hier ist städtebauliche Planung zum Wohl der Bürger gefragt – die weitere Entwicklung sich selbst überlassen, das ist keine Antwort. Die SPD hat vor 2 Jahren mit einem Ratsantrag die Entwicklung von Konzepten angemahnt, nichts ist geschehen. Vielleicht kann die Verwaltung vor dem Hintergrund anderer Mehrheiten im Rat doch mal aus dem Quark kommen?