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Im schwarzen Kanal: Neue Diskussionen um die Marktallee / 1.02.09

Nach jahrelangen Krontorversen wurde die Marktallee im Jahr 2000 endlich umgebaut. Die Planungen hatten schließlich eine breite politische Zustimmung gefunden. Kaum zehn Jahre später fällt die Hiltruper CDU in alte Diskussionen zurück: Tempo 30, weniger Verkehr, Aufenthaltsqualität, Fußgängerzone…. Warum nur?

In der Sitzung der Bezirksvertretung am 22. Januar wurde über die Verkehrsunfallstatistik in Münster und Hiltrup berichtet. Die Verwaltung hatte hierzu auch eine Grafik mit besonders unfallträchtigen Strassen im Stadtbezirk Hiltrup vorbereitet. Die Marktallee war auch dabei.

Am nächsten Tag forderte Mark Lüttke Schürmann in den Zeitungen Tempo 30. Weitere CDU Mitglieder durften dann in den Folgetagen die Forderungen ihres Vordenkers unterstützen. Die Hiltruper CDU fordert Temporeduzierungen? Das verwundert, denn bisher war stets „Freie Fahrt“ das Motto und Forderungen der SPD nach Geschwindigkeitsreduzierungen (auch nach vorangegangenen Unfällen) in der Bezirksvertretung wurden beinahe ohne Diskussion abgelehnt.

Was steckt also dahinter? Ein Blick auf die schon erwähnte Karte zu den Unfallschwerpunkten erhellt die Situation: Hier findet sich nicht nur die Marktallee, sondern auch das Osttor, die Glasurit- und Hansestrasse, die Meesenstiege und die Westfalenstrasse.
Da gäbe es also einiges zu diskutieren, aber man will scheinbar nicht! Da beschäftigt die CDU die Öffentlichkeit mit Tempo 30 auf der Marktallee und sogar die Zeitungen spielen mit!

Bevor sich aber alle der scheinbar so wichtigen 30 Diskussion zuwenden, möchte die SPD auf die Tempo 70 Probleme hinweisen! Wir fordern weiterhin Tempo 50 auf dem gesamten Osttor und auch von der Glasuritstrasse durchgehend bis zur Meesenstiege.
Auch den unfallträchtigen Abschnitt der Hammerstrasse/Westfalenstrasse vom Preußenstadion bis zum Hiltruper Krankenhaus, muss sich die Verwaltung noch einmal genau ansehen. Hier schaffen Einfädelspuren, Linkabbieger, Fahrstreifenverengungen und Bushaltestellen Probleme. Die Kombinationen aus Tempo 70, Tempo 50, vielen Schildern und diversen Fahrbahnmarkierungen verhindern heute die Unfälle leider nicht.

Und die Marktallee? Zur Art der Unfälle dort hatte sich die Verwaltung in der Bezirksvertretungssitzung gar nicht geäußert. Ob hier Tempo 30 etwas bringt? Unfallträchtig sind nach unserer Einschätzung die Zufahrten zu den Grundstücken an der Marktallee. Durch die beidseits schwer zu durchschauende Reihe parkender Fahrzeuge gelangen Autofahrer nur über den parallelen Radweg und breiten Fußweg zum Ziel. Doch diese Gefahrenbereiche würde auch Tempo 30 nicht entschärfen! Wer hier etwas tun will, müsste wohl die Einsehbarkeit rund um die Grundstückeinfahrten und zu den dahinterliegenden Parkplätzen verbessern. Aber das würde dann Parkplätze in der ersten Reihe kosten… Also reden manche lieber über Tempo 30, dort – wo man eh nicht schneller fahren kann!

Bezirksbürgermeister Tölle brachte dann als jüngstes Hilfsargument noch die Aufenthaltsqualität ins Spiel. Welche Eindrücke stören denn Ihren samstäglichen Einkaufsbummel auf der Marktallee? Sind es wirklich die vorbeirasenden Autos?

Durch die Neugestaltung der Marktallee sollte die Aufenthaltsqualität verbessert werden.
Solange parallel zu den Umbauplänen über das geplante Einkaufzentrum Preußen-Park diskutiert wurde, beteiligten sich auch viele der Gewerbetreibenden an der zukünftigen Marktalleegestaltung. Es wurde intensiv über eine optisch ansprechende „einheitliche Gestaltung“ des Pflasters der Geh- und Radwege und der angrenzenden privaten Flächen vor den Geschäften gesprochen. Die Stadt bot dann allen Anliegen eine preisgünstige Gestaltung der Gesamtflächen an. Als der Umbau begann, war der Preußen-Park schon erledigt. Konkurrenz drohte von dort nicht mehr und die Aufenthaltqualität war scheinbar nicht mehr so wichtig. Leider viel zu wenige Anlieger nutzten schließlich das Angebot zur Neugestaltung ihrer an die Strasse angrenzenden privaten Flächen. Die lang diskutierte „Gesamtlösung“ für die Marktallee konnte nur zum Teil, nämlich im Bereich der städtischen Flächen, umgesetzt werden. Hier schlummert bis heute also noch reichlich ungenutztes Potential für mehr Aufenthaltsqualität, für ein ansprechendes gepflegtes Gesamtbild und damit für mehr Umsatz, mehr vermietete Flächen, weniger Leerstand und zur Beseitigung von Baulücken und Ruinen.
Tempo 30 schadet da sicher nicht, hat aber an dieser Stelle wohl nur wenig mit der heutigen Aufenthaltsqualität zu tun. HGW

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