Kopfnoten – Wer ist eigentlich noch dafür? / 1.06.08
Nach der letzten Landtagswahl hatte es die NRW CDU ganz eilig, besonders bei den Reformen im Schulbereich. Man konnte den Eindruck haben, alles sollte möglichst schnell gehen, zurück in die gute alte Zeit….
Schüler wurden mit Prüfungen überzogen (Klasse 10), die Elternsprechtage zu Beurteilungsverkündungstagen gekürzt, das Zentralabitur installiert und die Gymnasialzeit reduziert, alles nach dem Motto – nur nicht drüber nachdenken – einfach machen. Klar dass da Kopfnoten nicht fehlen durften. Die gab es doch früher auch und da war alles besser. Wirklich? Für wen eigentlich?
Schon in wenigen Wochen endet das Schuljahr. Erstmals wird eine Schülergeneration in NRW die Schule verlassen, die Kopfnoten auf den Abschlusszeugnissen hat. Lebenslänglich.
Dabei finden sich kaum Stimmen im Land, die das jetzige Verfahren verteidigen. Die Zahl der Kritiker überwiegt deutlich und reicht von der LandesschülerInnenvertretung NRW bis zu den Elternvertretern kirchlicher Schulen.
Die Landtagsfraktion der SPD lehnt die Vergabe von Kopfnoten ab. Das Arbeits- und Sozialverhalten einer Schülerin/eines Schülers lässt sich nicht in Form klassischer Schulnoten beschreiben. Damit Missverständliche und für die Betroffenen nachteilige Interpretationen unterbleiben, bedarf es vielmehr einer differenzierten und ausführlichen Beurteilung in Berichtsform. Kopfnoten werden der Individualität einer Schülerin/eines Schülers in keiner Weise gerecht.
Wen muss man davon eigentlich überzeugen? Im Berufsleben sind Zeugnisse in Textform jahrzehntelange Praxis. Wohl keiner käme auf die Idee, sie durch ein Formblatt mit Schulnoten zu ersetzen. Dabei sollen (laut CDU) besonders die Arbeitgeber auf die Kopfnoten angewiesen sein, um Ausbildungsbewerber besser einzuschätzen zu können. Zu dumm nur, das die Arbeitgeber gerade über weniger Bewerber klagen. Da müsste doch genug Zeit vorhanden sein, Bewerbungen gründlich zu lesen und sich in Vorstellungsgesprächen eine eigene Meinung zu bilden.
Genau darauf aber kann das Schulsystem seine Absolventen jetzt immer weniger vorbereiten. 2.500.000 Schüler in NRW bekommen 15.000.000 Kopfnoten pro Halbjahr. Wenn je Kopfnote nur vier Minuten Arbeitszeit der Lehrerinnen und Lehrer gerechnet werden, würden sie dafür 2.000.000 Arbeitsstunden pro Schuljahr verbrauchen. Dies sind dann laut Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft ca. 1100 Lehrerstellen die ausschließlich für Vergabe von Kopfnoten gebunden sind.
Wir fordern deshalb die Landesregierung auf, auf die Vergabe der Kopfnoten auf Abschlusszeugnissen mindestens so lange zu verzichten, bis die von der Bildungsministerin schon zugesagte Überprüfung des bisherigen Verfahrens abgeschlossen ist.
HGW
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