Wir sind sowieso dagegen – warum eigentlich? / 6.04.08
Haus der Wissenschaft und Kultur? Musikhalle? „Wir sind sowieso dagegen“, heißt es bei manchen Gesprächspartnern. Lass mich in Ruh‘ damit, weg damit und ab dafür.
Interessant wird es, wenn man dann wirklich ins Gespräch kommt. Die kulturelle Basisversorgung ist durch die Haushaltskürzungen angegriffen, für die armen Kinder gibt es keine Schulbücher: das empört die Leute. Komm mir nicht mit Musikhalle, die sollen erst mal die vorhandenen Einrichtungen finanzieren und die Schulbücher.
Wer heute Vorüberlegungen und Planungen für eine neue Halle vorantreiben will – ums Bauen geht es ja noch gar nicht! -, muss das akzeptieren: CDU und FDP haben mit ihren Kürzungen den Bogen überspannt. Die BürgerInnen sind schlicht und einfach sauer, und das unabhängig davon, wie sie gewählt haben. Und wer sauer ist, mag sich nicht mehr auf Argumente einlassen.
Also gibt’s nur eins: die unsinnigen Kürzungen, die Münster zur kulturellen Provinz (aber nicht im positiven Sinne) machen, müssen weg.
Genau das fordert die SPD schon lange.
Die SPD sagt: Wir teilen Eure Wut! Diese Kürzungen müssen zurückgenommen werden – unter dieser Voraussetzung sind wir damit einverstanden, dass weitergeplant wird an der Halle. Und erst wenn eine vernünftige Planung und ein präzises Betriebskonzept auf dem Tisch liegen, wollen wir über eine finanzielle Förderung aus dem städtischen Haushalt entscheiden. Aber Plan und Konzept wollen wir sehen.
Das ist der Punkt im Gespräch, an dem man nicht mehr nur über Wut, sondern auch über Sachargumente reden kann. Und das erste Sachargument ist:
Lasst nicht zu, dass CDU und FDP mit ihrer überzogenen Sparpolitik die Zukunft der Stadt versenken!
Wieso das? Nun, ganz einfach: CDU und FDP provozieren mit ihren Kürzungen eine Denkblockade! Vor lauter „nehmt erst mal die Kürzungen zurück“ mag keiner mehr darüber nachdenken, wie sich eine Stadt mit dem Zuschnitt Münsters weiterentwickelt – dabei ist Entwicklung unverzichtbar, Veränderungen müssen sein! Chancen und Risiken von Projekten wie der Halle müssen bis zum Ende durchdacht werden, und das Denken soll man nicht schon am Anfang einstellen.
Die Alternative ist Stillstand. Schmoren im eigenen Saft.
Soziales gegen Kultur:
Mit dieser schlichten Gegenüberstellung wird jetzt häufig gearbeitet. Hat eigentlich mal jemand darüber nachgedacht, was das in der Konsequenz für die Zukunft bedeutet? Wenn man das zu Ende denkt, darf die Stadt in Zukunft keine Bücher für die Stadtbücherei kaufen, muss die Skulpturen-Ausstellungen kippen – ach, die dann doch lieber nicht? Oder die auch?
Die weitere Diskussion über eine Halle jetzt abzuwürgen – ums Bauen geht es ja noch gar nicht! – bleibt unter den Möglichkeiten dieser wunderbaren Stadt Münster. Münster ist nicht so am Ende, dass es sich überhaupt keine neuen Projekte mehr leisten kann. Münster investiert auch in Zeiten knapper Haushalte, investiert in viele Projekte nebeneinander. Schulen, Theater, Büchereien, auch eine neue Halle: Münster ist nicht in Konkurs – aber man muss wissen, was man will, und dafür braucht man als erstes Pläne und Konzepte, dann kann man entscheiden. Weitermachen!
Und was die Kürzungen angeht: im nächsten Jahr ist Kommunalwahl. Nur zur Erinnerung.
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