Katholikentag in Münster / 29.03.15
Der Rat ist allen Bürgern verantwortlich
Der nächste Katholikentag kommt nach Münster, und Münster soll zahlen. So sieht das der Veranstalter des Katholikentages, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). Auch Münsters Oberbürgermeister sieht das so. Das ist nachvollziehbar, bis zu seiner Wahl zum Oberbürgermeister war er Angestellter des münsterschen Bischofs.
Muss man das so sehen? Die Meinungen gehen weit auseinander, die Wellen schlagen hoch, der katholische Oberbürgermeister und die Lokalzeitung empören sich. Man kann das auch anders sehen: die Mehrzahl der Katholiken in Münster hat heute keine enge Bindung an die Kirche mehr, und die Bürgerschaft in Münster besteht nicht nur aus Katholiken. Ungefähr die Hälfte der Befragten hatte in einer Stichprobe in Hiltrup überhaupt nichts dabei, einen Adventssonntag zum Shoppen zu benutzen – Advent, Ankunft des Herrn, ade.
Der Rat der Stadt Münster steht in der Verantwortung für alle Bürger, genauso wie der Oberbürgermeister. Wer für alle Bürger sprechen will, kommt in große Erklärungsnot, wenn er kommunales Steuergeld für einen Kirchentag geben will, ob nun evangelisch oder katholisch. Was da als Argument genannt wird, wirkt eher vorgeschoben, an den Haaren herbeigezogen: die PR-Qualität eines Kirchentages für das Image der Stadt, das Geld das die Teilnehmer in Gaststätten und Handel ausgeben werden, nüchtern betrachtet alles zweifelhafte Argumente.
Vor diesem Hintergrund kann niemand erwarten, dass einfach so 1,2 Mio. Euro fließen, wenn das ZdK 1,5 Mio. fordert und der Oberbürgermeister eine pro-forma-Kürzung um 0,3 Mio. Euro vorschlägt. Ob man sich nun für einen deutlich kleineren Zuschuss entscheidet oder für Sachleistungen – die ja auch Geld kosten! – in ähnlicher Größenordnung: die Stadt Münster heißt den Katholikentag willkommen und unterstützt ihn finanziell. Mehr ist nicht drin. Oder will der Oberbürgermeister sich demnächst im Wahlkampf wirklich hinstellen und den Bürgern im Stadtbezirk Hiltrup erklären: tut mir leid, für den Katholikentag hat es gerade noch gereicht, aber Eure Grundschulkinder müssen wieder in Container? Und für die Übermittagbetreuung haben wir keinen Platz, städtische Standards hin oder her?
PS: Es soll schon vorgekommen sein, dass eine nordrhein-westfälische Großstadt im Vorfeld eines Katholikentages signalisiert hat, dass sie kein Geld dafür hat. Dem Hörensagen nach hat das keinen Aufruhr gegeben. Warum muss der münstersche Oberbürgermeister unbedingt auf offener Szene mit dem Kopf durch die Wand? Weil es so schön ist, wenn der Schmerz nachlässt?
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