Der 1. April, Tag der Befreiung in Enschede / 5.04.14
Am 01. April 1945 endete der zweite Weltkrieg in unserer niederländischen Nachbarstadt Enschede. Über 900 zivile Opfer hatte die deutsche Besatzung gefordert.
In diesem Jahr erhielt ich eine Einladung der Stiftung „Levend Verleden Oost Nederland“ Das ist der Link (Levend Verleden) zu einer Gedenkfeier aus Anlass des Tages der Befreiung in Enschede. Die Stiftung hat sich vorgenommen, „Stolpersteine“ für alle zivilen Kriegsopfer zu verlegen, jeweils dort wo diese Menschen gelebt haben. Stolpersteine sind ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Das ist der Link (Stolpersteine)
Mit seinen kleinen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt, ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Es hat mich überrascht, dass unsere Nachbarn bereit waren, die Idee eines deutschen Künstlers aufzugreifen, die scheinbar eine besondere Überzeugungskraft besitzt. In diesem Jahr wurden 35 neue Gedenksteine verlegt, für viele jüdische Opfer, einen katholischen Priester der mutig die brutale Besatzung kritisiert hatte und für Frauen und Männer die im Widerstand tätig waren.
Johannes Matthias Geusendam, einer meiner Vorfahren, war einer dieser Widerstandskämpfer die ihr Engagement mit dem Leben bezahlt haben. Er hatte seit 1933 vielen politischen Flüchtlingen aus Deutschland den illegalen Grenzübertritt ermöglicht und sie dann weiter in den Westen der Niederlande geschleust, von wo sie nicht mehr ausgewiesen wurden. Wikipedia widmet seinem engagierten Leben einen eigenen Eintrag,
Das ist der Link (Wikipedia Johann Geusendam)
Die geladenen Familien und Freunde hatten zunächst Gelegenheit die in der ganzen Stadt verstreuten „Stolpersteine“ ihrer Vorfahren/Angehörigen zu besuchen. In einer sehr gut besuchten abschließenden Feierstunde sprachen der Bürgermeister, Vertreterinnen der Ratsparteien und Religionsgemeinschaften sowie der Stiftung „Levend Verleden Oost Nederland“ (Lebendige Vergangenheit Ost Niederlande). Zu allen 35 neuen Stolpersteinen wurden die Schicksale der Betroffenen vorgestellt, sowie deren Deportation in deutsche Vernichtungslager.
Für mich war dies eine sehr ungewöhnliche und emotionale Perspektive, inmitten der betroffenen Familien und Angehörigen. Den meisten Beiträgen konnte ich inhaltlich gut folgen. Die Redner/innen riefen zum Gedenken auf, zum Lernen aus der Geschichte, zu einer wachsamen Demokratie, zu Bürgersinn und Interesse am Schicksal der Mitmenschen. Ich hatte den Eindruck, dass es einen sehr differenzierten Blick auf die deutsch niederländische Geschichte gab und war auch in meinen nachfolgenden Gesprächen von der großen Offenheit im Umgang mit diesem schwierigen Thema sehr beeindruckt.
Hermann Geusendam-Wode
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