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ADAC: Wer steckt mit unter der Decke? / 19.01.14

Auto des Jahres 1971 – das war meine erste Bekanntschaft mit Öffentlichkeitsarbeit der besonderen Art. Ich kaufte das Auto gebraucht, es brach alle Rekorde: in 12 Monaten 13 Werkstattaufenthalte. Die nächste Erfahrung war ein Reifentest. Da gab es noch die Marke Phönix, der Reifen war hoch gelobt im Test – in Wirklichkeit war er rutschig bei Nässe, und die Produktion wurde wegen gravierender Mängel eingestellt.

Aus dieser Zeit sind noch ganz andere Anekdoten in Erinnnerung geblieben, die sogenannte erste Ölkrise forderte eine Reaktion des ADAC: er verteilte Aufkleber „Ich bin ein Spritsparer“, die konnte man sich auf seinen alten Spritsäufer kleben.

Wer trotzdem im Club blieb oder neu eintrat, wird gnadenlos mit Werbung bombardiert. Heute Unfallversicherung, morgen Krankenversicherung, übermorgen Rechtsschutzversicherung, überübermorgen die KFZ-Versicherung, alle paar Tage kommt ungebetene Reklamepost vom ADAC. Der Inhalt ist immer gleich: Werbung für Wirtschaftsunternehmen, die zum Imperium gehören. Am schlimmsten die Mitgliederzeitung. Angefüllt mit Reklame bis zum Rand. Reklame für den ADAC, immer gleich mehrere Seiten. Reklame für dies und jenes, Seite für Seite, mal im Kleinanzeigenstil, mal ganzseitig. Der redaktionelle Teil: mehr oder weniger unverhüllte pro-Auto-Politik, früher ganz aggressiv, in den letzten Jahren etwas vorsichtiger. Als ob es keine Autofahrer gäbe, die auch Fußgänger, Radfahrer, Busfahrer sind.

Nun also im Jahr 2014 das Lieblingsauto der Deutschen. „Die Deutschen“ müssen – im Gegensatz zum ADAC – ein sehr kleiner Club sein, tatsächlich sollen nur gut 3000 für „ihren“ Golf gestimmt haben. Der VW-Konzern distanziert sich rasch und fordert Aufklärung, auch wir fragen uns: nach welchen Kriterien hat der Herr vom ADAC denn dann gelogen, der Herr, der das angeblich ganz allein auf eigene Kappe hingelogen hat? Und wie ist das mit all den Tests und Empfehlungen? Mit dem Reifentest bin ich ja schon mal reingefallen, das war noch zu verschmerzen, aber wie ist das mit dem Crashtest? Gibt’s gute Ergebnisse auch nach Lust und Laune, bevorzugt für die deutschen Hersteller? Und wie sieht es in diesem Feld mit den nützlichen Aufwendungen aus, die große deutsche Konzerne ab und zu austeilen?

Da fallen die kleinen Servicesünden schon gar nicht mehr ins Gewicht, wenn die Camper sich zum Beispiel ärgern, dass der ADAC das preiswerte CCI (Camping Carnet International) ersetzt hat durch sein teures eigenes Produkt.

26.1.2014: Lesung und Gesprächsrunde mit der jüdischen Schriftstellerin Ruth Weiss Kaninchenzüchter sind besser organisiert