Smart steps / 30.10.12
O tu – tu’s nicht
Männlich, 47 Jahre alt, surft auf autobild.de, hält sich 8 Stunden am Tag in der Hohen Ward auf und wird nach Feierabend an den münsterschen Autohäusern geortet? Richtig, das muss ein Mitarbeiter des Wasserwerks Hohe Ward sein, der sich ein neues Auto kaufen will – dem schicken wir doch mal eben die passende Reklame! Zielgenau aufs Smartphone und in den Briefkasten.
Weiblich, 22 Jahre alt, den ganzen Tag in Davensberg? Da wäre doch mal gezielte Reklame einer Partnervermittlung angesagt – oder gleich die Seitensprungbörse?
O tu macht’s möglich. O tu oder auch O2, das ist der Mobilfunkanbieter, den die spanische Telefonica gerade in Deutschland an die Börse gebracht hat. O2 soll Geld verdienen mit Werbung, mit sehr zielgenauer Werbung. Smart steps heißt das Programm, das die O2-Leute sich ausgedacht haben: der Mobilfunkanbieter weiß ganz genau, wo seine Kunden sich aufhalten, von wo nach wo sie fahren; und er kennt nicht nur Alter, Geschlecht und Adresse, er kennt auch das Telefonie- und Surfverhalten seiner Kunden. Diese Daten will O2 anonymisieren und an Werbekunden verkaufen.
Mit dem Anonymisieren ist das so eine Sache. An exponierten Standorten und in kleineren Gemeinden dürfte es überhaupt kein Problem sein, die von O2 gelieferten Bausteine zusammenzupuzzlen und Namen und Anschrift der Kunden zu ermitteln. Und auch anderswo lässt sich vielleicht aus Bewegungsprofilen und weiteren Daten ein Steckbrief zusammenstellen, der recht eindeutig konkrete Personen beschreibt und identifizierbar macht.
Wollen wir das? Sollen Aldi, Ikea und MacDonalds erfahren, wo wir das Wochenende verbringen, welche Kneipen und Kinos wir besuchen, um uns dann mit SMS, Emails und Werbepost zu traktieren? Also ich möchte das nicht. Meinen O2-Vertrag habe ich gekündigt. O tu – tu wie Tunichtgut?
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