Bufdis satt / 8.02.12
BFD: Quantität ist nicht gleich Qualität
Zum Bundesfreiwilligendienst (dem Lückenbüßer für den früheren Zivildienst) gibt es so viel Andrang, dass das Geld nicht reicht. Jetzt wurde deshalb ein Einstellungsstopp verkündet.
Wir freuen uns über die hohe Bereitschaft vieler Bewerber, sich im Rahmen eines geregelten Freiwilligendienstes zu engagieren. Die aktuellen Meldungen über den Einstellungsstopp sind jedoch kein Anlass, kurzfristig mehr Mittel in diesen staatlich organisierten Freiwilligendienst zu geben. Stattdessen würde die SPDBundestagsfraktion es begrüßen, wenn mehr Plätze innerhalb der Jugendfreiwilligendienste FSJ (Freiwilliges Soziales Jahr) und FÖJ (Freiwilliges Ökologisches Jahr) gefördert würden, die in der Verantwortung der Zivilgesellschaft liegen und von dieser organisiert werden.
Die über Jahrzehnte gewachsenen und etablierten Strukturen im FSJ und FÖJ stehen für einen Jugendfreiwilligendienst, der Engagement fördert und gleichzeitig Bildungsdienst ist. Der Bundesfreiwilligendienst hingegen wurde vor einem halben Jahr mit der heißen Nadel gestrickt. Und die aktuellen Erfolgsmeldungen sind mit Vorsicht zu genießen: Träger, Einsatzstellen und Freiwillige vor Ort berichten von vielen Problemen, Hindernissen und von handwerklichen Mängeln bei der Umsetzung des neuen Dienstes, die zu großer Verwirrung und Unsicherheit bei allen Beteiligten führen.
Zudem sehen wir Risiken hinsichtlich der Arbeitsmarktneutralität des neuen Dienstes, insbesondere wenn es sich um Einsatzplätze für ältere Freiwillige handelt. Um Kenntnis darüber zu gewinnen, ob der Bundesfreiwilligendienst in ARGEN und Jobcentern als arbeitsmarktpolitische Maßnahme angepriesen wird, oder ob durch den Bundesfreiwilligendienst gar Arbeitsplätze verdrängt werden, hat die SPD eine Kleine Anfrage an die Bundesregierung gestellt. Solange diese Fragen nicht geklärt und die bürokratischen Hindernisse nicht aus dem Weg geräumt sind, sollten wir den Bundesfreiwilligendienst nicht ausbauen.
Zudem stellen wir immer wieder fest: Quantität ist nicht gleich Qualität. Wir müssen sicherstellen, dass auch der Bundesfreiwilligendienst zu einem großen Teil ein Lerndienst wird. Schließlich soll ein Freiwilligendienst für alle Seiten ein Gewinn sein – auch für die Teilnehmer und Teilnehmerinnen. Aus diesem Grund plädieren wir für eine Stärkung der etablierten Jugendfreiwilligendienste FSJ und FÖJ.
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