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Danke, danke, CDU Hiltrup / 21.07.11

Offene Worte zu Hitlers Helfer Hindenburg

Hiltrup hat eine gute Tradition. Stolpersteine erinnern an die ermordeten jüdischen Mitbürger, Gedenkstein und –tafeln ehren die Kinder und Erwachsenen, die als „Ostarbeiter“ im Hiltruper Lager Waldfrieden bis 1945 Zwangsarbeit leisten mussten, und ihre Gräber werden gepflegt.

Die Hiltruper CDU tut sich bekanntlich schwer damit. Mehr als 10 Jahre ist es her, dass ihre parteiinterne Diskussion um den Gedenkstein scheiterte. Zwangsarbeiter in Hiltrup – das Thema bitte nicht anfassen!, und in der Bezirksvertretung Hiltrup sperrte sich die CDU noch 2007. Erst 2009 bequemte sie sich, nachdem Kirchen und Verwaltung Zuschüsse bewilligt hatten. Die letzte Finanzierungslücke von fast 1000 Euro schloss die Hiltruper SPD mit einer Spende. Die CDU hatte keinen Cent dafür übrig.

2011 haben wir eine neue Diskussion in Münster: soll der Schlossplatz weiter den Namen des Mannes tragen, der als Chef der deutschen Kriegführung den verlorenen I. Weltkrieg mit Millionen von Toten mit verantwortete und 1919 die junge Demokratie als Vaterlandsverräter verunglimpfte (‘Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden.’) und Hitler 1933 an die Macht half? Hindenburg lieferte die Vorlage für die Verbrechen der Antidemokraten und Antisemiten.

Eine Gelegenheit für die Hiltruper CDU, ihr Geschichts- und Demokratieverständnis öffentlich zu artikulieren. Ins Hiltruper Museum lud sie ein, und was die Westfälischen Nachrichten (21.7.2011) davon berichten, lässt einem die Kaffeetasse aus der Hand fallen. Der Hiltruper CDU-Vorsitzende hält die ganze Umbenennungsdiskussion für überflüssig, mit ihm auch Prof. em. Hüser. Das Empfinden der Historiker sei weniger wichtig als das der Bevölkerung, hieß es laut WN, und man solle sich „nicht aus unserer Geschichte durch eine Umbenennung herausstehlen“. Da half auch nicht der Hinweis des Historikers auf dem Podium, dass Hindenburg „tatsächlich der Steigbügelhalter der Nationalsozialisten“ war.

Offene Worte sind das: so sieht es in der Hiltruper CDU aus. Den Veranstaltern sei gedankt, dass sie’s öffentlich gemacht haben.

Bleiben nur ein paar kleine Nachfragen. Straßen und Plätze benennen die Städte nach einfachen Regeln: mal sind in einem Viertel die Pflanzen dran, dann die Maler, Musiker und Dichter. Hiltrup macht’s auch so: Ulmenweg, Rubens-, Beethoven- und Rückertstraße. Auch die Opfer der Nazis und ihrer Helfer werden in Hiltrup geehrt, indem man eine Straße nach ihnen benennt, die Bernhard-Poether-Straße zum Beispiel. Zum Glück ist die weit genug weg vom Hindenburgplatz.

Aber wenn wir wirklich ernst machen wollen damit, sich „nicht aus unserer Geschichte durch eine Umbenennung herausstehlen“ zu wollen, dann sollte die Hiltruper CDU doch mal weiterdenken. Unter Hindenburg war Ludendorff der eigentliche Kopf der Obersten Heeresleitung bis 1918. Als vermeintlich einzige Hoffnungsträger für einen Sieg hatten beide eine nahezu unangreifbare Machtstellung und übten eine faktische Militärdiktatur aus, sagt Wikipedia: „Aufgrund dieser Machtposition wurden Hindenburg und Ludendorff letztlich wesentlich mitverantwortlich für die militärische Niederlage des Deutschen Reichs.“ Gleiche Brüder, gleiche Kappen, wie wär’s denn dann mit „Ludendorff-Platz“ anstelle von Beaugency-Platz (Hindenburg und Ludendorff haben schließlich genug Frankreich verwüstet, da gibt es einen engen Bezug)? Muss einen ja nicht kümmern, dass der anderswo längst von den Schildern verschwunden ist. Und noch ‚ne Frage: warum hat Hiltrup eigentlich keine Adolf-Hitler-Straße mehr? Zu unserer Geschichte gehört der sicher dazu, trotzdem hat man sie 1945 schnell umbenannt. Richtig ist das: Straßen darf man nicht nach Verbrechern und ihren Steigbügelhaltern benennen. Nur im Geschichtsbuch dürfen sie stehen, mit den nötigen Erläuterungen. Und der Beaugency-Platz soll weiter so heißen.

"Schluss mit der Müllgräberstimmung - Wertstoffe im Hausmüll sollen Kommunen, Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen!" Heuer: Wir haben Wort gehalten