Hiltruper Unwetter / 3.12.10
In Hiltrup wettert es. Jedenfalls wenn man den Westfälischen Nachrichten (WN) glaubt. Da ist in den Berichten über die Hiltruper Lokalpolitik immer die Rede, jemand habe gewettert. Nun ist das Wettern eine eher exotische Betätigung, und auch die schlagenden Wetter sind mit der Stilllegung der Kohlezechen nicht mehr so häufig wie früher. So ist es also eine ganz besondere Ehre, zum erlauchten Kreis der Wetterer gezählt zu werden. Und da bekanntlich die Fähigkeiten und Verdienste ums öffentliche Wohl nicht gleichmäßig verteilt sind, muss diese Auszeichnung naturgemäß einigen wenigen vorbehalten bleiben. Was liegt also näher, als Vertreter einer unterprivilegierten Partei in der Bezirksvertretung mit diesem Orden zu schmücken? (Der Gerechtigkeit halber ist das ein Wander-Orden: je nach Bedarf geht er auch mal an die Konkurrenz, aber nie an die Christdemokraten.) Wenn das dann noch nicht reicht, wird noch etwas Kumpanei mit der jeweils anderen Oppositionspartei als Verzierung angebracht, sozusagen der Wetterer 1. Klasse am Bande mit Brillanten.
Üblicherweise wechselt der Wetterschlag sich regelmäßig ab mit dem großen Wehgeschrei, gemeinhin Klage genannt. So auch diese Woche. Die WN vermelden „Stadthalle: Zweifel an der Rechnung / Kritik am neuen Finanzsystem der Stadt“ (30.11.2010), und laut Bericht hat es wieder Wettern und Klagen gegeben. Aber Halt!, irgendetwas war diesmal anders: es war sozusagen ein kalter Schlag. Eigentlich war gar nichts. Keine Klage, ehrlich, ich war dabei!
Also das war so: zur Hiltruper Stadthalle haben alle Parteien schon lange ihre Positionen verkündet. Die SPD will eine Halle für die Bürger und ein zukunftsfähiges Schulzentrum, die Pressemitteilung vom 29.10.2010 kann man hier nachlesen.
In der letzten Sitzung der Bezirksvertretung ging es um etwas ganz Anderes: um die kaufmännische Buchführung im städtischen Haushalt. Und die SPD begrüßt ausdrücklich die Kostenwahrheit und Kostenklarheit, die mit der Doppik jetzt nach und nach ins städtische Rechnungswesen einzieht. Die Spielregeln sind damit verändert worden – das ist ein Fortschritt und kein Grund zum Klagen.
Was man allenfalls anmerken kann: was wir mit dem städtischen Haushalt erleben, ist erst die halbe Miete. Das externe Rechnungswesen, das jetzt eingeführt worden ist, muss so schnell wie möglich ergänzt werden durch ein aussagekräftiges internes Rechnungswesen. Der “Werteverzehr” muss den einzelnen Leistungseinheiten zugerechnet werden, sie müssen lernen mit einem Budget zu wirtschaften. Wer die Stadthalle nutzt, muss Miete zahlen – das muss auch für Schulen und Verwaltung gelten, und diese Mieten müssen im Wege der internen Leistungsverrechnung z.B. bei der Stadthalle Hiltrup als Erlöse auftauchen. Sage keiner, das geht nicht: Öffentliche Verwaltungen, die diesen Weg schon gegangen sind, haben plötzlich enorme Kreativität entwickelt. Wer mit einem Budget auskommen muss und für Alles bezahlen muss, lernt rechnen! Und wer dann Minus macht, muss sich ganz nüchtern fragen: ist das unvermeidbar? Brauche ich das Minus? Oder gibt es andere Lösungen?