Westerwelle noch tragbar? / 2.12.10
WikiLeaks sei Dank: Westerwelle, zur Zeit noch Außenminister, hat sich endlich seine engsten Mitarbeiter näher ansehen müssen. Das Ergebnis titelt tagesschau.de so: „Die FDP enttarnt ihren US-Informanten“.
Jetzt ist es sozusagen amtlich: der bisherige Büroleiter von FDP-Chef Guido Westerwelle, Helmut Metzner, hat im Herbst 2009 als Protokollführer während der Koalitionsverhandlungen die amerika-nische Botschaft mit Informationen zum Verlauf der schwarz-gelben Koalitionsverhandlungen gefüttert.
Der Sachverhalt an sich ist peinlich genug. Üblicherweise denken Verantwortungsträger in solchen Fällen darüber nach, die Verantwortung zu tragen – ein Rücktritt Westerwelles wäre angemessen.
Viel erschreckender ist aber etwas anderes: Metzner ist nicht nur völlig ungeeignet für seinen bisherigen Job – das ist ja schon schlimm genug -, nein: Westerwelle hätte es sehen können und müssen. Metzners Internetauftritt spricht für sich (auch wenn jetzt schon „Error 404 – Not Found“ seine Biographie aus dem Internet entfernt ist, war doch zu peinlich …).
Eine Kostprobe? Bitte sehr:
„Ideen & Aktionen
Zwei Grundregungen des liberalen Menschen sind: Das kann doch nicht angehen! Das lasse ich mir nicht gefallen! Aus diesem Grund habe ich schon früh ausdrucksstarke Formen des politischen Pro-tests entwickelt, um gegen herrschende Missstände anzugehen.
Die erste solche politische Aktivität verlief schmerzhaft. Auf einem Kinderspielplatz wollte ich mich gegen die Zwänge der Physik wehren und flog befördert durch die Zentrifugalkraft aus dem Kinderkarussell, das mich noch eben so angenehm unterhielt.
Ich gestehe offen: Dabei bin ich auf den Kopf gefallen. Und hatte eine leichten Dachschaden, der aber mit sieben Stichen behoben werden konnte.
Danach beschloss ich mich bei der Demonstration meiner politischen Haltung weniger leibfeindlichen Ausdrucksformen zu bedienen.
Ansehen und Aufsehen gehören heute zusammen. Im Zeitalter des Infotainment, dass man vielleicht beklagen, mit Sicherheit aber nicht verhindern kann, reicht es längst nicht mehr nur die richtigen Ideen zu haben. Man muss sich auch Gehör verschaffen. Ich versuchte dies durch unkonventionelle Aktionen, die politische Forderungen in lebendige Bilder umsetzen und liberales Lebensgefühl vermitteln sollten“ (aus: “Ideen & Aktionen“).
Wollen Sie noch einen? Der hier ist gut:
„Weil auch Biokost nicht nachhaltig vor dem Altern schützt, Spontimähnen ergrauen und selbst Alt68er inzwischen Krawatten binden können, sehen Beobachter mit dürftigem empirischem Befund die bürgerliche Mitte auf der Straße. In der Region Stuttgart besteht diese bürgerliche Mitte bei rund 2,6 Millionen Einwohnern aus 60.000 bis maximal 100.000 Menschen. Die einen gehen arbeiten, die anderen demonstrieren. …“ (aus: “Liebe deutsche Eisenbahn …“ , einem Text zu Stuttgart21).
Dachschaden und unkonventionelle Aktionen, das muss Westerwelle wohl gut gefunden haben – die Wirkungen sind wirklich fatal. Unfassbar bleibt, dass sich Deutschlands Außenminister mit solchen Figuren umgibt. Allein diese Auswahl der Mitarbeiter disqualifiziert den Mann für das Amt.
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