Stadthalle: FDP Hiltrup rechnet / redet um den heißen Brei herum / 22.02.07
„Die Stadthalle hat ein jährliches Defizit von 250.000 Euro“, und sie sanieren und weiter Jahr für Jahr 250.000 Euro hinein stecken: „Das machen wir nicht!“ – Starke Worte der münsterschen FDP (Frau Möllemann-Appelhoff, laut WN vom 22.2.2007). Doch was hat sie zu bieten?
Den berühmten Unbekannten!
Vor Gericht redet sich der Angeklagte gern auf diese Figur heraus, und der FDP fällt auch nichts Besseres ein. Der unbekannte private Investor soll die Halle übernehmen, und selbstverständlich soll alles teurer werden, die Raummieten für die Hiltruper Vereine sollen steigen. Aber auch dafür gibt es eine Lösung: in Zukunft will die FDP den Vereinen für die Mieten einen Zuschuss zahlen. So einfach ist das.
Wirklich? Nein, wenn die FDP ehrlich wäre, müsste sie im gleichen Atemzug einräumen, dass die Idee mit den zusätzlichen Zuschüssen an die Vereine nicht ernst gemeint sein kann. Woher will sie das Geld denn nehmen, wenn sie unter dem Strich sparen will?
In Wirklichkeit fehlt es an einer soliden wirtschaftlichen Betrachtung (sorry, dass man das der FDP sagen muss):
Die Kosten und Erlöse der Stadthalle sind im bisherigen kameralen Haushalt der Stadt nicht transparent dargestellt. Auf der Kostenseite ist z.B. der Aufwand für Abschreibungen nicht berücksichtigt, und auf der Erlösseite fehlt eine saubere (interne Leistungs-)Verrechnung von Nutzungsentgelten. Die Zahl 250.000 ist deshalb völlig aus der Luft gegriffen.
Was brauchen wir also: wenn wir’s ganz genau wissen wollen, eine Profit-Center-Rechnung für die Stadthalle. Das ist aber kein Problem: die dringend nötige betriebswirtschaftliche Rechnung kann auch die Verwaltung in einem kommenden doppischen Haushalt führen.
Und was wir noch brauchen: einen klaren politischen Willen, auch in Zukunft das Raumangebot für Vereine usw. in der Form einer Stadthalle für Hiltrup vorzuhalten.
Der unbekannte Investor kann nicht mehr. Er muss ebenfalls betriebswirtschaftlich rechnen. Er kann von den Veranstaltern der großen Events auch nur marktübliche Preise erzielen. Was er zusätzlich kann (und muss): seinen eigenen Gewinn und eine Risikoprämie erwirtschaften, und zwar in Form für ihn auskömmlicher Preise für Vereine.
Hier schließt sich dann der Kreis: wer den großen Unbekannten ins Spiel bringt, muss das in der linken Tasche gesparte Geld aus der rechten Tasche an die Vereine zahlen, und zusätzlich einen Gewinn-Zuschlag für den privaten Investor. Wer dann die rechte Tasche zuhält, verhält sich zynisch gegenüber den Vereinen – und treibt den privaten Investor in den Konkurs.
Soll das wirklich die Lösung sein? „Hiltrup kann etwas vertragen“, meint Frau Möllemann-Appelhoff. Aber nichts, was auf keine Kuhhaut geht.
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