Jugendplatz Ost: Porzellan zerschlagen / 14.12.09
Wider besseres Wissen hat man gehandelt, und jetzt steht man vor einem Scherbenhaufen. Dabei war die Absicht durchaus ehrenwert gewesen:
Um den Jugendplatz in Hiltrup-Ost geht es. Jugendliche brauchen ihren Platz, wo sie unter sich sein können, wo nicht sofort Nachbarn die Polizei rufen – aber so ganz kontrollfrei, müssen wir doch ehrlich sein, darf so ein Platz auch nicht sein. Dann soll er nicht zu empfindlich sein, aber er soll auch nicht wüst sein, auch der Dreck soll sich nicht stapeln. Insgesamt ein schwieriges Anforderungsprofil.
Die Hiltruper CDU wusste, was für Jugendliche gut ist, und zauberte Anfang 2009 ihren Vorschlag „Jugendplatz am TuS“ aus dem Hut. Wider besseres Wissen.
Denn Münster weiß eigentlich ganz genau, wie man so etwas anfängt: mit dem OutdoorPoint Süd – ausgezeichnet von den Westfälischen Nachrichten – hat man vorgemacht, wie man erst mal mit den Jugendlichen redet und sie aktiviert, Vorstellungen zu entwickeln. Von wegen per Ordre-di-Mufti von oben herab verfügen „hier kommt ihr hin“. Und dann kommt das Gespräch mit den Anrainern; schließlich sind sie das Gegenüber und im besten Fall die Partner des Jugendplatzes. Die Hiltruper SPD fordert seit 2008, diesen basisdemokratischen Ansatz – der sich im Südviertel und auch in anderen Städten bestens bewährt hat! – in Hiltrup zu verfolgen, und hat diese Forderung noch vor Monaten in der Bezirksvertretung wiederholt für den Jugendplatz in Ost.
In Hiltrup Ost hat man es genau andersherum gemacht. Hat erst geplant und dann – nachdem die SPD in der Bezirksvertretung die Beteiligung eingefordert hatte – die Jugendlichen gefragt. Hat erst einen neuen Standort verkündet und dann mit einzelnen Anrainern gesprochen. Noch im November hat die SPD im persönlichen Gespräch mit der Verwaltung gewarnt: hier gibt es Vorbehalte in der direkten Nachbarschaft, das fliegt euch um die Ohren, wenn ihr nicht schnell die Nachbarn einbindet. Schaut euch das Verfahren an, das beim OutdoorPoint Süd zum Erfolg geführt hat! Aber die umfangreiche Dokumentation darüber wollte man nicht lesen, sie war zu dick. Und in der Bezirksvertretung kam das Thema erst auf Nachbohren der SPD zur Sprache.
Jetzt verantworten CDU und Verwaltung einen Scherbenhaufen. Die Anwohner haben Unterschriften gesammelt, um sie heute dem Bezirksbürgermeister zu übergeben. Schadensbegrenzung ist jetzt angesagt: nehmt doch endlich die Anwohner ernst und redet mit ihnen! Das mindeste ist doch, dass die Verwaltung die Anwohner zu einer Informationsveranstaltung einlädt, und zwar ohne jede parteipolitische Verzierung. In anderen Projekten hat es sich bewährt, die verschiedenen Gruppen von Beteiligten an einem Runden Tisch zusammenzuführen und gemeinsam ein tragfähiges Konzept zu entwickeln, dazu gehört dann auch ein Standort.
So wie es jetzt aussieht, ist aber kaum noch zu erwarten, dass ein Runder Tisch für einen Jugendplatz am Emmerbach zustande kommt. Zu viele Belästigungen haben die Anwohner bisher klaglos ertragen, um jetzt einfach Ja zum Jugendplatz mit fester Hütte zu sagen: der im Augenblick von der Verwaltung favorisierte Platz zieht jetzt schon regelmäßig Jugendliche an, die lärmen und ihre Schnapsflaschen in die Vorgärten werfen, zu viele Rolläden und Fensterscheiben sind in der Vergangenheit schon zu Bruch gegangen. Schade – das hätte man besser machen können.
SPD fordert mehr Öffentlichkeit bei Bauvorhaben Darum jetzt Mitglied werden!
— Hermann Geusendam-Wode 14.12.09 #