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Der Umgang mit den Schwachen entscheidet / 5.10.09

“Denn die einen sind im Dunkeln, und die anderen sind im Licht.
Und man sieht nur die im Lichte, die im Dunkeln sieht man nicht.”
(Bertolt Brecht, Dreigroschenoper)

Aber ab und zu dringt dann das Licht auch einmal weiter vor. So beschäftigt das Thema Roma und Kosovo derzeit die Politik in Münster – ein schon fast in Vergessenheit geratenes Thema. In der vergangenen Woche hat der Rat der Stadt einstimmig eine Resolution gegen die Abschiebung der Roma durch die Landesregierung in das Kosovo beschlossen.

Auch in Berg Fidel sind Familien von der drohenden Abschiebung betroffen. In der Siedlung an der Trauttmansdorffstraße leben 28 Familien mit 31 Kindern. Vor über einem Jahrzehnt sind sie als Verfolgte aus dem Kosovo geflohen. Die Situation der Familien kann uns nicht in Ruhe lassen. Karl Heinz Winter und die Mitglieder des Fördervereins “Alte Post – Berg Fidel” wollen mit einer Unterschriftenaktion die Familien unterstützen. Die Lokalzeitungen und Antenne Münster haben in der vergangenen Woche bereits darüber berichtet.

Einrichtungen der UNO und der EU, sowie Hilfsorganisationen bestätigen die unzumutbaren Bedingungen für die Roma im Kosovo. Gleichwohl will die Bundesregierung und der Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen alle Romas, junge und alte, Kinder, Eltern und Großeltern in das Kosovo abschieben. Die Bundesrepublik hat ein Aufnahmeabkommen mit dem Kosovo geschlossen und will es jetzt umsetzen. Doch noch heute müssen Romas im Kosovo mit Übergriffen und Verfolgungen rechnen. Ihre Wohnhäuser sind zerstört, sie finden keine Arbeit und erhalten keine Hilfe vom Staat. Die meisten Kinder der Familien sind hier geboren, die anderen kamen als Kleinkinder hier her und sind bei uns aufgewachsen. Für sie ist der Kosovo ein fernes Land, dessen Sprache sie nicht sprechen und wo sie kaum die Möglichkeit eines Schulbesuches haben.

Deshalb fordert der Rat der Stadt den Innenminister des Landes Nordrhein-Westfalen, Dr. Ingo Wolf auf, sein Recht auf § 60 des Aufenthaltsgesetzes wahrzunehmen und die Abschiebung für Angehörige der Roma in die Republik Kosovo ab sofort auf Dauer von sechs Monaten auszusetzen. Die Zeit sollte genutzt werden, den jetzt noch hier lebenden Roma mit Herkunft aus der heutigen Republik Kosovo ein Dauerhaftes Bleiberecht unter realistischen Bedingungen zu schaffen.

Der Förderverein “Alte Post – Berg Fidel”wird dazu eine Unterschriftensammlung im Oktober durchführen und die Solidaritätsunterschriften dem Innenminister zum Ende des Oktobers überreichen.

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