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Leben für den Hiltruper Bahnhof: wie viel Rummel verträgt eine Idee? / 19.06.09

Der Hiltruper Bahnhof im Jahr 2009

Der Hiltruper Bahnhof im Jahr 2009: Der Verfall schreitet voran

Der Hiltruper Bahnhof – ein Jammer ohne Ende. Ein denkmalgeschütztes Haus verfällt, es fehlt an Nutzern und Konzepten. Seit Jahren bemühen sich alle Hiltruper Lokalpolitiker darum, für diesen Bereich des Stadtteils eine Entwicklungsperspektive zu finden. Ringsum entstehen kulturelle (Kunsthalle Schnake) und gewerbliche Angebote, gerade erst hat ein Lokal in einem weiteren Neubau eröffnet. Ein Thema also, das mit Ernsthaftigkeit und Augenmaß anzugehen ist.

Die Hiltruper CDU behandelt aktuell denkbare Lösungsansätze dagegen so, als ob allein billige Effekthascherei der richtige Weg wäre. In ihren öffentlichen Äußerungen und auch in der Bezirksvertretung posaunt sie, sie habe die Lösung gefunden, sie wolle den VSE als Ankermieter im Bahnhof ansiedeln; die Wohn- und Stadtbau, Wohnungsunternehmen der Stadt Münster, solle dafür das marode Gebäude übernehmen und aufwendig sanieren. Vergessen ist das CDU-Credo der vergangenen Jahre, nur ein Verkauf an einen privaten Investor komme in Frage.

Der VSE am Klosterwald in Hiltrup

Partner der Stadt in der Hiltruper Jugendarbeit: der VSE am Klosterwald Nr. 1

In der Zeitung ist dazu dann noch zu lesen, eine solche Lösung belaste den städtischen Haushalt nicht. Ein Wunder! Es gibt mal etwas umsonst.

Nun ist dieser Vorschlag nicht elternlos, im Gegenteil: Kaum herausposaunt, melden sich die nächsten Eltern und melden ihre Rechte an. Eine eher humoristische Diskussion in der Bezirksvertretung folgt: die eine Seite fordert Beschlussfassung über einen Antrag der anderen Seite, um flugs die eigene Urheberschaft zu reklamieren. Der Kommunalwahlkampf lässt grüßen.

Eins gerät dabei allerdings zu schnell aus dem Blick: bei aller Begeisterung für eine Sanierung und Nutzung des Bahnhofsgebäudes darf nicht übersehen werden, dass es hier erst einmal um sehr viel Geld geht, Geld der Stadt. Die Wohn- und Stadtbau wird das Gebäude nur dann herrichten können, wenn anschließend eine kostendeckende Miete erwirtschaftet wird. Der VSE als „Wunsch-Mieter“ aber kann nur das zahlen, was die Stadt ihm zuvor zur Verfügung stellt für die Durchführung von Jugendarbeit. Also kurz gesagt: die Stadt soll zahlen, in Form laufender Zuschüsse an den VSE.

Es ist nichts Besonderes, wenn öffentliche Aufgaben durch private Träger erledigt werden. Aber bevor der Leistungsumfang und damit auch der Preis drastisch erhöht werden, muss das ganz nüchtern und umfassend diskutiert werden. Hier geht es um erhebliche zusätzliche finanzielle Lasten für die Stadt – und wo es um so viel Geld geht, muss ganz trocken verhandelt werden. Öffentliche Vorfestlegungen für eine Seite sind da nicht immer hilfreich. Vom Vater (Mutter)schaftsstreit mal ganz abgesehen.

Wird hier der VSE einziehen? Hiltruper Bahnhof 2009

Hiltruper Bahnhof heute: Soll hier demnächst der VSE auf Klingelschild und Briefkasten stehen?

  1. Ich habe in der BV Sitzung gesagt diese Lösung hätten wir früher haben können! Und das denke ich immer noch. Aber grundsätzlich ist die Idee gut – gut genug um sie weiter zu prüfen. Allerdings ist Vorsicht angebracht: Ob die Rats FDP und CDU wirklich zum Bahnhof steht, wenn es ans bezahlen geht, werden wir wohl erst nach der Kommunalwahl erfahren. Eine überzeugende Begründung für den jetzigen Kurswechsel gibt es jedenfalls nicht. Das unveröffentlichte “Konzept” des VSE als Begründung anzuführen… Der VSE arbeitet in Auftrag des Jugendamtes, erfüllt was das Jugendamt bestellt und bezahlt! Da hätte man also auch bisher schon das “Konzept” bestellen können, wenn man gewollt hätte.
    Hermann Geusendam-Wode    20.06.09    #
  2. Dann muss sich die SPD fragen lassen, warum sie sich nicht selbst kundig gemacht hat. Dann hätte sie das “Konzept” auch bestellen können. Niemand hindert Oppositionsparteien oder -fraktionen daran initiativ zu werden, wenn sich Lösungen unter schwierigen Bedingungen anbieten. Man muss nur beweglich genug sein, mal die eigenen eingetretenen Pfade zu verlassen. Im Übrigen sei die SPD davor gewarnt, ausgerechnet bei diesem Projekt die Finanzkeule zu schwingen.
    Das wäre ein fatales Signal Richtung Jugendarbeit.
    Angeika Farwick-Hajek    20.06.09    #

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