Stadtwerke am Netz: Schwachstrom / 12.01.09
Hart am Wind will Henning Müller-Tengelmann die Stadtwerke Münster segeln, mehr Profit soll das Geschäft abwerfen. Eine anständige Klatsche kassierte er dafür: niemand hatte so recht Verständnis, dass der kaufmännische Geschäftsführer eines gemeinwohlorientierten Unternehmens ausgerechnet seinen Eigentümern, den Bürgern in die Tasche fassen und den Strompreis ohne Beteiligung des Rates anheben wollte.
Vielleicht hat Müller-Tengelmann jetzt Zeit, sich erst mal um seine Arbeit zu kümmern? Da gibt’s genug zu tun:
Im Gegensatz zu anderen, kundenorientierten Unternehmen läuft nämlich bei den Stadtwerken im Kontakt mit den Kunden nicht alles rund. Internet ist das Zauberwort, das in dem prächtigen Neubau am Albersloher Weg den Schweiß auf die Stirn treibt. In diesem Netz findet man auch die Stadtwerke, aber wie!
Beispiel 1: Zählerstände im Serviceportal der Stadtwerke online mitteilen, damit man Preisänderungen und Nebenkostenabrechnungen genau hinbekommt – die Idee ist ja nicht so sonderlich neu, die Praxis aber ist wirklich originell. Kurz gefasst: der Papierkorb für die lästige Kundenpost ist jetzt elektronisch!
Im Langtext: am 1. Januar 2008 Zählerstände online mitgeteilt, dann verschollen. In der Jahresrechnung im Oktober 2008 nicht berücksichtigt. Beanstandung per Email: keine Reaktion, verschollen. 1. Januar 2009 nächster Versuch: online-Kontaktformular angeklickt, alles ordentlich ausgefüllt, Text eingegeben: „Meine Jahresrechnung vom 17.10.2008 hatte ich mit Email vom 17.10.2008 an privatkunden@stadtwerke-muenster.de beanstandet. Ich habe bis heute keine Antwort darauf erhalten. Bitte bestätigen Sie mir den Eingang dieser Nachricht und nehmen Sie kurzfristig Stellung zu der Beanstandung der Jahresrechnung.“ Nachricht abgesandt, und auf dem Schirm erscheint: „Schreiben Sie uns! Damit wir möglichst schnell auf Ihre Nachricht reagieren können, vervollständigen Sie bitte unser Kontaktformular …“ – ewíge Wiederholungsschleife oder elektronischer Sofort-Papierkorb? Also vorsichtshalber das Ganze nochmal als Brief in Papierform auf den Weg gebracht.
Und siehe: Papier können sie dort! 10 Tage später ruft wer an. Hier Stadtwerke, Sie haben uns da ja geschrieben, also die Zählerstände von Anfang 2008 haben wir jetzt gefunden; die Jahresrechnung ändern wir, einverstanden?
Natürlich bin ich einverstanden. Und will wissen: was ist denn mit dem zweiten Inhalt meines Briefs?
Beispiel 2 ist das. Also den Teil des Briefs hatte man nicht gelesen. Wie, der online-Kundenservice unter „Zähler/Verbrauchshistorie“ mit der Anzeige der letzten Jahresverbräuche funktioniert nicht richtig und liefert falsche Zahlen? Ja, also davon weiß ich gar nichts, da habe ich noch nie reingeguckt; aber mit dem Internet, also das läuft bei uns alles noch nicht so richtig.
Stimmt. Kümmern, Müller-Tengelmann!
Und damit wir uns nicht missverstehen: Stadtwerke in kommunaler Trägerschaft sind eine ganz tolle Sache, die muss man hegen und pflegen. Die müssen ganz wach und ausgeschlafen sein im Interesse der Bürger. Da muss man sich engagieren, M-T!
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