Westfälische Nachrichten: "Milde Folter"? / 14.12.06
Folter ist immer und überall ein Verbrechen. Sie verharmlosen heißt sie billigen. Allergrößte Sensibilität ist geboten, wenn staatliche Autoritäten sich nicht eindeutig von Folter distanzieren. Allergrößte Sensibilität sollten auch die Medien zeigen.
Die Westfälischen Nachrichten haben am 27. November 2006 auf Seite 5 (“Meinung · Hintergrund”) einen Artikel zur Rolle des früheren amerikanischen Verteidigungsministers Rumsfeld (“Stellt sicher, dass es so gemacht wird”) mit der Unterzeile versehen “Gab Rumsfeld die Erlaubnis zu milder Folter?”.
Das Wort “milde” bedeutet allgemein “gütig, nicht streng, nicht hart, Verständnis zeigend, nachsichtig, nicht angreifend”. Es im Zusammenhang mit Folter zu verwenden ohne Kennzeichnung als Zitat heißt, allerschwerste Eingriffe in die Menschenrechte mit einem positiven Attribut zu versehen. Im Text des Artikels folgt der Hinweis, was von einigen amerikanischen Offiziellen darunter verstanden wurde: “stundenlanges Stehen, die gewaltsame
Entfernung von Körperbehaarung, ein völliges Entkleiden, das Abspielen lauter Musik und das Ausüben so genannter “milder” körperliche Gewalt, die möglichst nicht zu dauerhaften Verletzungen führen sollte…. Ausnutzung von Angst-Zuständen …”.
Der Chefredakteur der WN hat bislang nicht auf schriftliche Kritik an dieser Art seiner Berichterstattung reagiert. (Henning Klare)