Stadtentwicklung in Amelsbüren und Hiltrup: Konservatives Denken im Bestand / 31.08.08
Unser Stadtbezirk verändert sich. Hiltrup West und Amelsbüren verzeichnen ein bedeutendes Bevölkerungswachstum, wenn man dies mit dem Durchschnitt Münsters vergleicht.
Mit der Entwicklung des Industrie- und Gewerbegebietes HansaBusiness Park kann dies auch in den nächsten Jahrzehnten weitergehen, denn schließlich müssen die Mitarbeiter der Firmen auch wohnen. Eine Chance für die Stadt und unseren Stadtbezirk, schließlich wird die Landflucht (gerade von Familien mit Kindern) ins Umland seit Jahren beklagt. Stetig steigende Benzinpreise lassen erwarten, dass sich das Mobilitätsverhalten ändern wird. Arbeitsplatznahes Wohnen hat wieder eine Chance.
Stadtentwicklung muss also langfristig angelegt werden, denn schließlich soll sie ja nicht nur kurzfristig gute Wohn-, Arbeits- und Lebensbedingungen liefern.
Das gelingt aber aktuell nur selten.
- Da fehlen im ganzen Stadtbezirk Plätze für die Kindertagesbetreuung für unter 3jährige – man hatte die veränderten Erwerbsbiografien von Müttern/Eltern nicht berücksichtigt
- Da fehlen Räume für die Ganztagsangebote in der Grundschule (Amelsbüren), der Hauptschule, der Realschul und den Gymnasien – man hat die Entwicklungen im Schulsystem nicht wahrgenommen und die Bedarfe von Schülern und Eltern lange ignoriert
- Da fehlen Treff- und Aufenthaltsräume für Jugendliche, die in Hiltrups Zentrum oder auf Spielplätzen immer wieder auffallen. Wo sollen Sie hin? Man hat sie und ihre Bedürfnisse schlicht vergessen.
- Da fehlt preiswerter Wohnraum. Öffentliches Wohneigentum wird verkauft und in Neubaugebieten wird auf Geschosswohnungsbau verzichtet (Amelsbüren Süd und beide aktuellen Erweiterungsgebiete in Hiltrup West). Das Auseinanderdriften der Einkommensentwicklungen in unserer Gesellschaft, manchen Klientel-Politiker interessiert es nicht.
Die Einzelhandelsgeschäfte in den Stadteilzentren stehen ebenfalls unter Druck, das Konsumverhalten der Menschen ändert sich. Die knappe Zeit auf dem Rückweg von der Arbeit macht dezentrale Einkaufszentren attraktiver. Leichter als die Zentren erreichbar, kurze Wege, kostenloses Parken und ein breiter Mix von Angeboten, das können gewachsene innerörtliche Lagen so oft nicht bieten. Fachhändler müssen sich dort auch noch der Konkurrenz von Internethändlern und Megaanbietern erwehren, deren Werbesendungen beinahe täglich aus der Zeitung fallen.
Attraktive und lebendige Zentren sind aber ein Stück Lebensqualität, da sind sich eigentlich alle Bürger einig. In vielen Kleinstädten des Münsterlandes sucht man sie aber schon vergeblich.
Für Amelsbüren und die Marktallee sollten wir aus diesen Fehlern lernen. Unsere Zentren stehen nicht unter Denkmalschutz. Bebauungsideen und Denken über bestehende Gebäude und Grundstücksgrenzen hinweg sind möglich. Wenn neue Einzelhandelskonzepte veränderte Geschäftsräume brauchen, lassen sich diese auch schaffen. Schließlich haben ja auch Gewerbeimmobilien einen Zweck, den Leerstand sicher nicht erfüllt.
Manchmal braucht solcher Wandel Zeit, schließlich müssen Entscheidungen reifen und Investitions-Chancen erkannt werden. Die Stadt kann mit ihrer Wirtschaftförderung und regionalen Banken hier Denkanstöße geben und auch gemeinsam mit dem Sachverstand der Fachbereiche Stadtentwicklung, Architektur und Ökonomie der münsterschen Hochschulen Entwicklungen anregen und begleiten.
Vorschnelles und unüberlegtes Handeln führt selten zu nachhaltig sinnvollen Entwicklungen.
Die SPD im Stadtbezirk verfolgt deshalb mit großem Bedauern die Supermarkt-Standortdebatte in Amelsbüren. Wir freuen uns nicht, wenn hier die politische Konkurrenz einen Fehler macht, dessen Folgen wir alle spüren werden. So ist es nur bedauerlich, dass die Standortentscheidung in Amelsbüren wohl nicht mehr zu verhindern ist. (hgw)
Reicht‘s schon? 20 Jahre Quotenbeschluss der SPD Sonntag, 31. August 2008 im Rathausfestsaal Hatten Sie heute schon ihre Umfrage?