Kalter Krieg in den Medien / 31.07.14
Viele Erwartungen hat der amerikanische Präsident Obama nicht erfüllt. Mit dem Friedensnobelpreis hat er viele Vorschusslorbeeren bekommen, er musste danach enttäuschen. Aber er muss sich durchaus nicht als Weichei verunglimpfen lassen, wie das jetzt im Streit mit Russland über die Ukraine geschieht.
Der Korrespondent der Westfälischen Nachrichten in Washington hat jetzt in der Zeitung (WN am 31.7.2014) die Bühne dazu bekommen. Da “doziert” Obama plötzlich, wo er vernünftigerweise die Ausrufung eines neuen Kalten Krieges umschifft, da wird Obamas “Beschwichtigungsversuch…, der weiter vor militärischen Hilfslieferungen an die Ukraine zurückschreckt” attestiert, das sei “der Jargon eines analytischen Akademikers”. Aber es kommt noch schlimmer, die WN beklagen “eine starke Kluft zwischen dem Weißen Haus einerseits und dem Pentagon, den Geheimdiensten und Mitgliedern des Kongresses andererseits”; da wird Obama plötzlich “der extrem vorsichtige Taktierer”, dessen Strategie “manchmal Züge von Anbiederei” trägt und der “stets um sein Bild in den Geschichtsbüchern besorgt” ist und auch noch “fröhlich gefeiert habe” in der Krise. Es ist doch so einfach: er scheint sich “innenpolitisch zu isolieren”, meinen die WN, da braucht er doch nur auf die angebliche Mehrheit zu hören! Und was tun? Wenn man den Artikel ernst nimmt, müssen die USA sofort Waffen in die Ukraine liefern, und dann, ja was noch? Mindestens die Firma Blackwater schicken, die schon im Irak mit ihren Söldnern gekämpft hat?
Die Ukraine liegt direkt vor unserer Haustür. Wer hier zündelt, spielt mit seinem Leben. “… niemand ist auch heute davor gefeit, schließlich als “Sleepwalker” aus dem Fenster zu stürzen” schrieb die Süddeutsche Zeitung in ihrer Besprechung über Christopher Clark: The Sleepwalkers. How Europe Went to War in 1914. Da kann es uns nur recht sein, wenn Obama vorsichtig ist und keine Waffen an Kiew liefert.
Weicheier sind Obama und die Europäer deshalb noch lange nicht – sie sind einfach nur vernünftig. Abgestufte, wohlkalkulierte Sanktionen und Dialog bleiben der einzige aussichtsreiche Weg zur Lösung der Krise, auch wenn der nächste Winter mit eventuellen Versorgungsunterbrechungen beim russischen Gas vielleicht kalt und teuer wird.
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