Am Hiltruper Bahnhof wird geholtzt / 18.11.13
Stadtteiloffensive ausgetrickst?
Ach was war es doch vordem mit den Holtz-Männchen so bequem – nein, die Heinzelmännchen waren das; die machten alles schön, bis sie von der neugierigen Hausfrau vertrieben wurden. In Hiltrup hat es aber nicht geklappt, da haben Holtz und seine Männer in fast drei Jahren nur etwas Farbe auf das alte Bahnhofsgebäude gepinselt und den Regenabfluss geflickt. Hat da der neue Bahnhofseigentümer vielleicht mit Mini-Aufwand große Verpflichtungen aus dem Kaufvertrag umgangen? Da stand nämlich drin, dass er bis spätestens 01.08.2011 mit der Sanierung des Bahnhofsgebäudes beginnen und bis zum 31.12.2012 fertig werden musste. Eine Sanierung kann man das bisher wohl kaum nennen, so ein paar Eimer Farbe und ein geflickter Abfluss, und der Abschluss der Sanierung gerät womöglich außer Sichtweite…
Es gab noch mehr Pflichten, die Holtz bisher nicht erfüllt hat: “Erdgeschoss: Café / Bistro, Kulturzentrum / Kleinkunstbühne / Veranstaltungsraum”, so steht es im Pflichtenheft, das der münstersche Hauptausschuss am 8.12.2010 beschlossen hatte. Als Bonbon für die Öffentlichkeit – oder war es nur Sand für die Augen? – gab es dann auch noch ein Rücktrittsrecht für die Stadt. Gut hörte sich das an: wenn Holtz nicht bis 31.12.2012 sanierte oder etwas Anderes als Kultur machte, sollte er den Bahnhof wieder zurückgeben.
Ein klitzekleines Loch hatte der Vertrag mit Holtz: es gab keine Regelung für den Fall, dass Holtz schlicht gar keine Nutzung realisierte. Genau das haben wir jetzt. Keine Sanierung, keine Nutzung, keine Kultur, auch keine Büros (wer will hier schon Büros?). Und das Beste: Holtz muss wohl nichts rausrücken oder zurückgeben. Die Zeit ist um, die Stadt hat ihr Rücktrittsrecht nicht verlängert. Dumm gelaufen für die Hiltruper? Ein kleines Versehen der Verwaltung? Oder hat da jemand alle Augen zugemacht, Motto: bloß weg mit dem Bahnhof, auf keinen Fall zurück zur Stadt?
Die Stadtteiloffensive und ihre kulturbegeisterten Aktiven, die sich so medienwirksam in das schöne alte Gebäude verliebt haben, die spielen vielleicht die schwierigste Rolle in diesem Spiel. Einer muss schließlich den Verlierer abgeben, wenn Monopoly gespielt wird. War es nicht eine schicke Idee, mit kleinem Einsatz auf einen heftigen Wertzuwachs zu wetten? War es nicht verlockend, sich ein Grundstück in zentraler Lage zu sichern und einfach zuzusehen, wie der Wert steigt? Die Ausrede fürs Nicht-Sanieren lieferte unfreiwillig die Stadtteiloffensive. Sie plante und plante, all das brauchte Zeit – und Holtz ließ sie in Ruhe planen, war fein raus, schließlich tat sich ja was, kritische Fragen brauchte er nicht zu fürchten, die Presse war gut. Kritisch wurde es für Holtz erst, als die Stadtteiloffensive ernst machen wollte und tatsächlich Geld in der Hand hatte. Das Problem war aber einfach zu lösen: einfach die Stadtteiloffensive so vors Bein treten, dass sie das Projekt selber kippt – nicht Holtz. Der Trick war simpel, Holtz schoss einfach die hochwertige Gastronomie ab, von der immer die Rede gewesen war. “Café / Bistro” hatte es 2010 noch im Hauptausschuss gehießen, die Stadtteiloffensive hatte sogar von anspruchsvoller Gastronomie geträumt – Holtz plant stattdessen jetzt an gleicher Stelle Büros und die Stadtteiloffensive spielt Ultimatum.
Wie es weiter geht? Vielleicht ja so: Die Gastronomie ist schon längst tot, ein paar Tage lang wird es noch Rückzugsgefechte geben, und dann hat die Stadtteiloffensive den schwarzen Peter, sie ist der Sündenbock. Ohne anspruchsvolle Gastronomie will sie die Kultur kippen und ist dann schuld, dass es keine Kultur im Bahnhof gibt. Denn Holtz wird sagen “Ich hätte gerne Kultur gemacht! Gastronomie, das habe ich nirgendwo schriftlich versprochen; schade, dass die Stadtteiloffensive keine Kultur machen will”. Saldo: Stadtteiloffensive blamiert, großzügige Spender düpiert, keine Kultur. Und Holtz am Ziel: kann mit dem Bahnhof machen was er will.
Das Alles ist natürlich nur eine Satire, die bekanntlich zuspitzen und mit Fiktionen argumentieren darf, alle Ähnlichkeiten mit der Realität sind nicht beabsichtigt. Natürlich wünschen wir uns alle, dass Kultur und Gastronomie im Hiltruper Bahnhof zu ungeahnter Blüte kommen. Wenn der Zug kommt, muss der Sänger eben die Luft anhalten, alles kein Problem. Und alle wünschen sich, dass es Herrn Holtz nur um die selbstlose Förderung dieser schönen Dinge geht. Auch wenn bei anderen Baustellen vielleicht schon mal etwas geholtzt wird (gibt es da nicht noch ein Bahnhofsprojekt?)…
Nur ein Spiel sollte die Verwaltung nicht mitspielen: den Denkmalschutz sollte man sich nicht aushebeln lassen, indem das Gebäude den Winter über offen bleibt und kaputtfriert. Die Verwaltung muss handeln.