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Deutsche Wahl in Frankreich / 20.09.13

Leben wie Gott in Frankreich – nicht ganz, aber der September hat schöne Tage an der Drôme, die Landschaft mit ihren alten Dörfern ist malerisch. Hier wohnen charakterfeste Menschen, das Museum des Protestantismus zeugt davon und auch die Gedenkplakette in dem Ort, den die deutsche Wehrmacht vor 70 Jahren als Résistance-Nest bombardiert hat.

Aber in Deutschland ist es gerade spannend, wer wird die Bundestagswahl gewinnen? Le Monde berichtet darüber, und was glauben Sie in welchem Teil der Zeitung? Économie & Entreprise, Wirtschaft und Unternehmen!

Im politischen Teil beschreibt Le Monde den Gegensatz zwischen Deutschland und Frankreich, Deutschland kümmert sich nur darum, dass die Wirtschaft floriert, und Frankreich kümmert sich mit Kriegsdrohungen um seine Rolle als Weltpolizist.

Unter Économie & Entreprise gibt es dann aber doch eine hochinteressante Gegenüberstellung. Angela Merkels Wahlkampf wird getragen von der (florierenden) Wirtschaft, schreibt das Blatt, und formuliert als Kernsatz „ Dem Land geht es gut, und ein Großteil der Wähler wünscht nur eins: dass es so weitergeht“. Aber direkt darunter steht ein ausführlicher Bericht über den „Speckgürtel“ der Fleischindustrie in Niedersachsen: Prosperität dank Hungerlöhnen für die Fremdarbeiter in den Schlachthöfen. Ausländische und deutsche Unternehmen konkurrieren mit erbärmlichen Arbeits- und Wohnbedingungen. Capitalisme de Manchester nennt die Le Monde das unverblümt: „Sie rühmen sich die Tiere korrekt zu behandeln, aber ihre Angestellten werden behandelt wie Tiere“ – kein Mindestlohn, anders als in Frankreich.

Die nüchterne Gegenüberstellung von Le Monde macht mit dem Blick des unbeteiligten Dritten deutlich, worum es bei dieser Wahl geht. Wollen wir weiter zusehen, wie sich unsere Gesellschaft auseinanderentwickelt? Wie ein Heer von billigen Arbeitssklaven für den Wohlstand der Andern schuftet? Korrekturen bei der Leiharbeit und ein verbindlicher Mindestlohn für Alle sind unabdingbar, wenn wir nicht sozialen Sprengstoff anhäufen wollen. Mit Angela Merkel und ihren schwarz-gelben Truppen ist das nicht zu schaffen.

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