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Schavan wie Schämen / 9.02.13

Wissenschaft und Qualität

“Ich hab so einen Hals” – das ist der Kommentar aus dem Labor des Chemischen Instituts zu Schavans Plagiat. Da arbeiten dutzende Wissenschaftler an den Grundlagen unseres Wohlstands. Ohne Forschung kein Fortschritt!, und Forschung, wer macht das eigentlich? Die Doktoranden, unter der Oberaufsicht und – wenn sie Glück haben – der Anleitung und Begleitung ihres Professors.

Das bedeutet: Hand- und Spanndienste einschließlich Tafelputzen, Seminare für die (ungeliebten) Mediziner halten, jüngere Kollegen bei ihren Bachelor-Arbeiten betreuen, Recherchieren, Experimentieren, Messen, Analysieren, Veröffentlichen. Das heißt auch: drei Jahre Stress bis zum Doktortitel. Veröffentlicht da gerade ein anderer, was ich gefunden habe? Oder forsche ich auf dem Holzweg?

Und: drei Jahre wenig Geld. Akademischer Nachwuchs lebt von halben Stellen und 3-Monats-Zeitverträgen; immer unter dem Druck, wo nächsten Monat das Geld herkommen soll: ist der Prof gnädig, oder gibt er dem Kollegen die halbe Stelle? Wird das Stipendium bewilligt, oder müssen die Eltern einspringen und Wohnung und Unterhalt bezahlen, für einen dreißig Jahre alten “Vollakademiker”?

So einen Hals haben diese Doktoranden, wenn gerade mal der nächste Politiker mit erschlichenem Doktortitel aufkippt. Das Schlimmste aber sind nicht die Schwindler; Schwindel ist nicht ganz so selten in der Wissenschaft, nicht Alles kann man glauben, was in den Fachzeitschriften abgedruckt wird.

Viel heftiger ist die Resonanz in der Öffentlichkeit auf all die Guttenbergs, Koch-Mehrins und Schavans. Dies augenzwinkernde Verständnis: ach ja, wir haben doch auch in der Schule abgeschrieben, und es ist dreißig Jahre her, lasst es doch ruhen. Sind sich all diese Mitfühlenden eigentlich klar, was sie da tun? Wir Alle bezahlen den Wissenschaftsbetrieb, wir geben viel Geld für Universitäten aus, und als Gegenleistung fordern wir Qualität. Uns geht das was an!

Wir haben in Deutschland einen freien Zugang zur Bildung; wir können stolz darauf sein, dass wir uns den Zugang zum Studium nicht mit horrenden Gebühren kaufen müssen. Wir Steuerzahler tragen die Kosten. Dafür haben wir aber auch den Anspruch auf Qualität. Ohne jeden Kompromiss. Wer pfuscht, fliegt raus. Auch Minister.

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