Zu viel Eisbein gegessen? / 11.01.13
Die CDU und die Geschichte: Hindenburg und der Eintopfsonntag
Ach wär‘ er doch nur bei der Dichtheitsprüfung geblieben! Den Rechtsausleger der münsterschen CDU hatte sich die Hiltruper Seniorenunion eingeladen, das machte durchaus Sinn; immerhin hatte Hiltrups CDU vorher schon den Vormann der misslungenen Bürgerinitiative, die Hindenburg wieder aufs (Straßen-)Schild heben wollte, mit einem Sitz im Vorstand geehrt. Rickfelder, der demnächst die gesamte CDU von Münster repräsentieren soll, machte seine Sache zunächst auch ganz ordentlich: zum Eisbein, das ja bekanntlich schwer verdaulich ist, lieferte er mit seinen Sprüchen die verdauungsfördernde Schärfe. Man kennt das ja: Alle mümmeln die viel zu großen Portionen, es schluckt und rutscht bei allgemeinem Gemurmel, und vorne gibt einer den Alleinunterhalter. Und gegen das Schlucken und Rutschen kommst Du einfach nur an, wenn Du ordentlich zulangst. Verbal.
Nicht ganz dicht, das durchaus ernsthafte Thema der Dichtheitsprüfung von Abwasserleitungen kommt da wie gerufen. Da konnte Rickfelder auf die Sahne hauen, dass es spritzte, und vielleicht hat er sich ja auch gedacht: bei der Seniorenunion, da ist das Gedächtnis schon etwas kürzer, die merken gar nicht, dass die CDU vor Jahren das verrückteste Gesetz dazu gemacht hat. Geschenkt, so macht man eben Politik. Manche Leute zumindest.
Aber dann, dann muss der Gute wohl selbst ein dickes Eisbein gegessen haben, vielleicht ja auch noch ein Bier dazu, und ein kleines Schnäpschen obendrauf, nur wegen der Verdauung. Da muss er, anders kann man sich‘s kaum erklären, so eine Art inneren Schluckauf gehabt haben. Statt sich mal richtig über Ökos und Vegetarier lustig zu machen – Thema Veggie-Day -, nein stattdessen griff er doch direkt ins Braune. Die Münstersche Zeitung zitiert ihn wörtlich so: „Gestern habe ich im Fernsehen gehört, dass es bei den Nazis einen Eintopftag gab. Wir als CDU haben bessere Konzepte als Bevormundung.“ Hätte er doch in der Schule besser aufgepasst! Eintopfsonntag hieß das bei den Nazis, da kam der Blockwart, kontrollierte den Inhalt der Suppenschüssel und kassierte. Wenn man so alt ist wie Herr Rickfelder, weiß man das. Oder man weiß wenigstens, dass Nazivergleiche die unangenehme Eigenschaft haben, auf die Butterseite zu fallen. Danach steht man – Rickfelder ist nicht der erste – entweder als Tollpatsch da oder als böswillige Dreckschleuder, in schlimmen Fällen auch als beides zusammen.
Und den will die CDU von Münster, der Stadt der Akademiker, der Gebildeten, der Anständigen, zum Vorsitzenden wählen? Na vielen Dank. Leute, denkt noch mal darüber nach! Wollt Ihr euch wirklich blamieren? Den Wahltermin habt ihr doch gerade verschoben, nutzt die Zeit! Oder wollt ihr jeden Tag ängstlich in die Zeitung schauen, ob ihm wieder ein neuer gewagter Vergleich eingefallen ist?
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