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Bochumer Wassergeld / 7.11.12

Stadtwerke? Na klar, Strom, Gas und Wasser, Fernwärme, Bus und Straßenbahn und all so Zeugs. „Heute schon gespart?“ tönt es auf der Homepage der Bochumer Stadtwerke. Nur in Bochum, da ticken die Uhren doch anders. Da schmücken sich die Stadtwerke mit feinen Rednern zu feinen Honoraren auf feinen Veranstaltungen. Geld spielt keine Rolle.

Nun ist bei der Beurteilung solcher Events Augenmaß gefragt. Stadtwerke sind Wirtschaftsunternehmen im Wettbewerb und müssen für sich und ihre Leistungen werben; das ist im öffentlichen Interesse, und ein prominenter teurer Redner bringt vielleicht mehr Werbewirkung als die gedruckte Broschüre zum gleichen Preis.

Wirklich peinlich wird die Sache erst dadurch, dass die Bochumer den prominenten Redner Steinbrück nass machen wollten. Nass machen, so nennt man das doch, wenn man einen in der Öffentlichkeit blamieren und bloß stellen will. Ein verlogener Raffzahn sei der Steinbrück, das war die Botschaft aus Bochum: das Honorar habe der doch eigentlich für einen guten Zweck spenden sollen und wollen und dann einfach eingesackt.

Die Bochumer Stadtwerke haben inzwischen eine Unterlassungserklärung abgegeben: von Spende für einen guten Zweck war bei Steinbrück keine Rede, und man wird das auch nicht mehr behaupten. Dummerweise gibt es mit Gauck auch noch einen anderen Prominenten, der für viel Geld geredet hat und bei dem von Spende auch keine Rede war. Das unterschlagen die Stadtwerke in ihrer Pressemitteilung vom 4.11.2012, da heißt es „Die Honorare werden individuell vereinbart; allerdings wird damit die Erwartung verknüpft, dass das Honorar ganz oder teilweise einem wohltätigen Zweck zugeführt wird“, und dann wird von „Kommunikationsschwierigkeiten“ gefaselt.

Was bleibt? Es bleibt immer etwas hängen, wussten schon die alten Römer. Verbreite frech eine Lüge über deinen Feind, er wird den Schaden haben, auch wenn die Lüge auffliegt. War es das? Wollte da jemand in Bochum Politik machen, einen unbequemen Kanzlerkandidaten abschießen? So dämlich, eine nicht vorhandene Spenden-Abrede zu behaupten und sich dabei erwischen zu lassen, kann doch eigentlich niemand sein.

Am Donnerstag tagt der Aufsichtsrat der Bochumer Stadtwerke. Köpfe müssen da rollen: entweder wegen Dummheit – oder wegen böser Absicht.

Nur die Presseleute der Bochumer Stadtwerke müssen wir loben, für einen ganz ausgezeichneten feinen Humor. Schreiben sie doch in ihrer nächsten Pressemitteilung vom 5.11.2012: „Qualität hat seinen Preis, heißt es.“ Wo sie Recht haben, haben sie Recht! Auch wenn sie eigentlich nur verbreiten wollten, dass man Weine unter 6 Euro trinken kann. Das sind pfiffige Mädel und Jungs in Bochum, das sage ich Ihnen!

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