Bürgerentscheid Schlossplatz: Ihr da oben, wir hier unten? / 31.08.12
SPD Hiltrup-Berg Fidel diskutiert Hintergrund der aktuellen Auseinandersetzung
Wird der Schlossplatz nur benutzt, um ganz andere Konflikte auszutragen?
Die SPD Hiltrup-Berg Fidel hatte am 30. August ins Hiltruper Museum eingeladen, und nach der intensiven Diskussion um Hindenburg, Schlossplatz und aktuelle Auseinandersetzungen waren sich die 30 Teilnehmer einig: das war ein Abend auf hohem Niveau, das Kommen hat sich gelohnt.
Dr. Bernd Weber gab eine knapp einstündige Einführung. Die Benennung öffentlicher Plätze und Straßen ist eindeutig eine Ehrung für den Namensgeber, da gab es keinen Widerspruch. Die Rolle Hindenburgs von 1914 bis 1934 als ausgewiesener Antidemokrat wurde ausführlich diskutiert von einem fachkundigen Publikum. Dabei wurde deutlich, dass Hindenburg schon 1918 eine demokratisch legitimierte Regierung nur deshalb forderte, um den aus seiner Sicht nicht zu gewinnenden Ersten Weltkrieg in Verhandlungen mit den USA beenden zu können – da manifestierte sich keine demokratische Überzeugung.
Der antidemokratische Reichspräsident
Vielmehr versuchte er, mit den politischen Kräften der Zeit zu spielen, um seine Vorstellungen von Gefolgschaft und nationaler Einheit durchzusetzen – in diesem Zusammenhang auch seine Hilfestellung für Hitlers Machtergreifung. Details dieser Diskussion sind hier dokumentiert.
Waren sich hier die Teilnehmer des Abends hier weitgehend einig, gab es eine noch interessantere Diskussion um die Hintergründe des aktuellen Bürgerentscheids. Ist es vielfach nur mangelnde Information über die geschichtlichen Zusammenhänge, die nach dem Hindenburgplatz rufen lässt? Wird hier in Wirklichkeit innerhalb der CDU, die ja als Partei öffentlich keine Meinung zum Thema hat, nur schmutzige Wäsche gewaschen, geht es schlicht und einfach um einen Machtkampf zwischen verschiedenen innerparteilichen Gruppierungen? Oder ist „Hindenburgplatz“ nur der Kristallisationspunkt für ein allgemeines Unbehagen vieler Bürger, die sich in einer immer komplizierteren Umwelt mit immer neuen Unsicherheiten gegen jede Veränderung sträuben? Egal, was in der Sache dahintersteckt? Einfach nur „die da oben vors Schienbein treten“, wie es hier und da zu hören ist, weil man meint, sonst sowieso nichts zu sagen zu haben? Details dieser Diskussion sind hier dokumentiert.
Fazit: belastbare Argumente, die einer näheren Überprüfung standhalten, haben die Hindenburgplatz-Fans nicht. Aber es ist noch viel Überzeugungsarbeit nötig, dies kurz, knapp und griffig in die Öffentlichkeit zu tragen. Die münstersche CDU, die als große demokratische Partei hier gefordert ist, beschäftigt sich lieber mit ihrer Selbstzerstörung und Attacken auf ihre eigenen Spitzenleute, da ist wohl nichts zu erwarten, leider auch in Hiltrup nicht. Umso wichtiger ist es, dass jeder Bürger sich mit dem Thema befasst – und seine Stimme abgibt.
Wer mehr lesen will: Aus dem Referat von Dr. Bernd Weber veröffentlichen wir eine Gegenüberstellung der Pro- und Contra-Argumente.
30.8.2012: Argumente zum Bürgerentscheid Bauarbeiten am Osttor starten