Der Vernunft eine Chance / 3.05.12
Hiltruper Stadthalle: SPD fordert Hausaufgaben von der Verwaltung
Mit der Seriosität ist es im Politikgeschäft so eine Sache. Schwierige Dinge systematisch angehen, Kosten und Nutzen sorgfältig abwägen bevor man sich mit Visionen in die Öffentlichkeit traut, das ist eben nicht plakativ genug, um öffentliche Aufmerksamkeit zu bekommen. Lieber den ganz großen Hammer nehmen!
Hiltrup hat lange Erfahrung mit dem großen Hammer. Die Folge ist im Ortsbild unübersehbar. Für die ungewollte Eingemeindung des Dorfes Hiltrup nach Münster hatte sich die damalige CDU-Mehrheit nachhaltig revanchiert; sie hatte den Hammer geschwungen und ohne langes Überlegen einen riesigen Gebäudekomplex an die Hiltruper Westfalenstraße Nummer 197 genagelt. Da steht er nun, inzwischen sehr in die Jahre gekommen. Münsters einzige Stadthalle, eine Erblast und von Beginn an ein ungeliebtes Kind für die Stadt Münster. Mit dem Nachdenken, wofür das Haus eigentlich gut sein soll, hatte man erst nach dem übereilten Baubeginn im Jahr 1975 angefangen. So wurde es erst nach mehrjähriger Stilllegung der Baustelle fertiggestellt. Knapp vierzig Jahre später ist nun eine Stadthallenruine daraus geworden. Eine Gaststätte, die nie wirklich ausreichend Gäste hatte. Schulklassen in Originalausstattung, die seit langem leer stehen. Ein Saal, den Hiltrup in dieser Größe nicht braucht. Und ein Gebäude, dem man den Investitionsstau vieler Jahre ansieht.
Wird nun wieder übereilt der große Hammer geschwungen? Diesmal der Abbruchhammer? „Große Steine“ will der Bezirksbürgermeister bewegen und verkündet es über die Lokalmedien: Abriss und Neubau als große Lösung. Jetzt soll es wieder wie schon im Jahr 1975 ganz, ganz schnell gehen. Bloß weg damit und ab dafür. Abgerechnet wird später. Das war beim ersten Bau doch auch schon so.
Hat denn da wirklich keiner seine Lektion gelernt? Offensichtlich gibt es nur eine Devise: was schert mich mein Geschwätz von gestern. Die Hiltruper CDU hat eineinhalb Jahre damit verbracht, der SPD Abbruchpläne zu unterstellen, und hat sich als Retter der Stadthalle aufgespielt. Hat dem damaligen SPD-Fraktionsvorsitzenden Heuer wahrheitswidrig in den Mund gelegt, er wolle den Hiltrupern „ihre“ Halle nehmen, und anständig draufgehauen. Zu vernünftigen Kosten-Nutzen-Überlegungen hat es bei der CDU aber nie gereicht. Wofür und wie groß brauchen wir in Hiltrup eine Halle, was machen wir mit den restlichen Flächen, wie geht man mit dem notleidenden Gastronomiestandort um – alles Fehlanzeige. Nur Rumeiern, nur „lasst uns mal ‚ne Verpachtung probieren“.
Nun ist solches Verhalten von Lokalpolitikern nicht bemerkenswert. Es ist auch nichts besonderes, wenn sich „gut informierte Kreise“ profilieren und Brainstorming als Fakten verkaufen wollen.
Skandalös wird die Sache erst durch die Stadtverwaltung. Die Verwaltung trägt die Verantwortung: sie hat hier öffentliches Eigentum herunterkommen lassen und schlicht jahrelang nichts getan. Dabei nennt man sich hochtrabend Amt für Immobilienmanagement, es ist wohl auch ein Amt für Immobilienmissmanagement. Jeder Grundeigentümer kümmert sich um Nutzung und Erhalt seiner Immobilie, untersucht Lösungen für Probleme und wägt sie rechtzeitig sorgfältig ab. Nach jahrelanger breiter Diskussion um die Zukunft der Hiltruper Stadthalle erwarten wir das auch von den Fachleuten der Verwaltung. Jetzt, sofort, in der nächsten Sitzung des Finanzausschusses im Mai 2012. Sie sollen bloß nicht kommen mit dem Argument, sie seien von der Situation überrascht worden, und sich weiter hinter den Aktivitäten des Bezirksbürgermeisters und des Leiters der Bezirksverwaltungsstelle verstecken!
Dieser Schlendrian ist an sich schon schlimm genug. Noch ärgerlicher wird er aber durch die konsequente Missachtung des Rates. Die SPD-Ratsfraktion hat vor über einem Jahr mit dem Ratsantrag “Eine Halle für Hiltrups Bürger und ein zukunftsfähiges Schulzentrum für den Stadtbezirk Hiltrup„ der Verwaltung Hausaufgaben aufgegeben: Ermittlung des Flächenbedarfs von Bürgerschaft und Schulzentrum, Darstellung konkreter städtischer Handlungsmöglichkeiten mit Vor- und Nachteilen und Vorstellung eines Beschlussvorschlags. Und was ist geschehen? Nichts. Die Verwaltung hat die Frechheit, dem Finanzausschuss und dem Rat jetzt eine weitere Hinhaltevorlage zuzumuten, ohne jedes Konzept, ohne jede konkrete Handlungsalternative.
Wir Hiltruper sollten der Verwaltung nicht den Gefallen tun, mit dem groben Hammer zu wirbeln und die Fachleute aus ihrer Verantwortung zu entlassen. Die Verwaltung muss fundierte Fakten liefern: Flächenbedarfe, Nutzungsalternativen, bauliche Alternativen, Vor- und Nachteile, Kosten. Und vor allem: endlich ein langfristig tragfähiges Konzept. Wir wollen in Hiltrup eine Antwort, ob das Haus an der Westfalenstraße eine Zukunft hat – dann aber bitteschön mit verlässlichen Aussagen, was und wann investiert wird – oder ob diese Fläche nach einem Abriss besser anders genutzt wird. Wir haben die Nase voll von dem endlosen Rumwursteln! Und wir wollen auch in Zukunft einen Raum, der in angemessener Größe den Bedarf der örtlichen Veranstaltungen abdeckt.
Erst wenn die Verwaltung dazu was gesagt hat, ist die Politik dran. Vorher nicht. Politik soll sich nicht hinreißen lassen, die Arbeit der Fachleute machen zu wollen. Die Ratsvorlage, die am 26. April auf den allerletzen Drücker als Tischvorlage (!) in die Bezirksvertretung flatterte, ist dafür viel zu dürftig. „Wir machen mal so weiter?“ Das kann doch nicht wahr sein! „Eine vorübergehende Büronutzung als Notquartier für obdachlose Verwaltungseinheiten“ – etwas mehr Grips hätten wir eigentlich bei der Verwaltung vermutet. Wenn wir Hiltruper dem Rat – da spielt die Musik! – und seinen Ausschüssen in dieser Sache einen Rat geben dürfen, dann den: haut der Verwaltung diese Zumutung um die Ohren! Nachsitzen, aber rasch!, und endlich anständige Antworten auf die Fragen des Rates liefern! Solange das nicht geschieht, kann der Rat keinen sachgerechten Beschluss über die Zukunft der Hiltruper Stadthalle fassen.
So sehen wir von der SPD das schon lange. Jetzt muss sich die Verwaltung bewegen.
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