Lücke oder Kunst? / 2.03.12
Was ist übler als eine Blamage? Nichts.Was hilft dagegen? Fast nichts. Anstrengung ist also angesagt, ein Mäntelchen muss her. Und wofür ist die Kunst eigentlich besser geeignet als fürs Bemänteln?
Hiltruper Museumspark: Die Sackgasse zum Friedhof, hinter der Lücke ein massives Gitter
Die Hiltruper Blamage ist eigentlich nicht groß, geschätzt ist sie gerade gut einen Meter breit. Das Dumme ist nur: sie geht einfach nicht weg. Ist in Stein gehauen und gepflastert. Und beschränkt, eingegrenzt durch ein solides Gitterchen. Ein Rätsel ist das nicht, man braucht nur Hiltrups Nabel (wenn man einigen Leuten glaubt) zu besuchen, den Museumspark. Das ist die grüne Wiese hinter dem alten Feuerwehrhaus, der Friedwald für herrenlose Steuergelder. Hier wird versenkt, was gerade über ist. Dazu braucht es einigen Aufwand, aber wenn man sich sonst nichts gönnt … Groß war jedenfalls der Aufwand, um am Ende einen steinernen Kreis auf diese Wiese zu setzen, und im Kreis eine Lücke: das sollte die Verheißung sein, dass man von hier aus direkt auf den Friedhof kam. Schön gepflastert wurde die Verheißung; aber dann war St. Clemens davor, war nicht einverstanden, ein Weg aus der Kommunalpolitik direkt auf den Friedhof, das ging dann doch nicht. Zum Besten der Kommunalpolitiker, kann man wirklich sagen. Aber was tun mit der Verheißung?
Die Verheißung ist Lücke – und Lücken, das wissen wir vom Zahnarzt, müssen geschlossen werden. Damit kommen wir zur Kunst. Denn Kunst, das wissen wir von Ikea, füllt Lücken. Hast Du eine Wand hinter dem Sofa, den Standardfall einer ordinären Lücke, muss Kunst dran; das bereichert Ikea und hebt Dein Ansehen. Eine öffentliche und dazu noch dreidimensionale Lücke – das unterscheidet den Museumspark vom Ikea-Wohnzimmer – verlangt gewissermassen nach öffentlicher Plastik. Plastik ist schließlich dreidimensional, das passt. Jetzt muss dem Publikum nur noch verkündet werden, dass die Verheißungslücke ursprünglich der plastischen Kunst gewidmet war, der Weg auf den Friedhof also nur ein Irrweg war.
So soll es nun geschehen. Die Verheißungstäter des Jahres 2011 haben sich ganz und gar nicht öffentlich was ausgeguckt. Corresponding Forms, mit wem auch immer die Formen korrespondieren (doch nicht etwa mit den beteiligten Akteuren?). Am 1.3.2012 hat die Hiltruper Bezirksvertretung das abgenickt, der schwarz-gelben Mehrheit war es egal. Egal, wie die Auswahl zustande kam, egal was „Kunst im öffentlichen Raum“ heißen könnte. Hauptsache die Lücke ist zu.