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Privat versichert? Ach du Schreck! / 23.02.12

Private Krankenversicherung verzögert Erstattung

96 Jahre alt, aber immer noch was dazulernen: hört sich gut an, hört sich an nach rüstigem Alter bei geistiger Frische.

Stimmt, die alte Dame ist zwar pflegebedürftig, aber sonst gut drauf. Jetzt darf sie mal wieder dazulernen, ein Service ihrer privaten Krankenversicherung. Geschätzte 70 Jahre ist sie bei der Debeka versichert, Alternativen hat sie nicht.

Ins Krankenhaus musste sie, Knall auf Fall: ein Hautdefekt, der operativ versorgt werden musste. Eine Kleinigkeit, selbst den Weg ins Krankenhaus organisierte sie selber per Taxi, wenige Tage war sie Starpatientin in der Chirurgie.

Das kostet natürlich: fast 2000 Euro kassiert die Klinik – und die kennt keinen Pardon, Zahlungsziel 4 Wochen. Keine Kleinigkeit. Kein Problem, könnte man meinen: Zahlungsziel mit Terminüberweisung ausschöpfen und Leistungsantrag zur Debeka schicken. „Liegt ein Unfall vor?“ fragt das Antragsformular der Debeka, „Nein“ ist zutreffend angekreuzt.

Und die Debeka? Die macht ein Problem daraus, indem sie Zeit schindet! Am 31. Januar ging der Leistungsantrag zur Post, am 23. Februar – ganze drei Wochen später – kommt die Antwort der Debeka: „Keine Erstattung!“. Beigefügt: ein Fragebogen „Unfallanzeige für die Krankenversicherung“ und eine Unterstellung: „Aufgrund der angegebenen Diagnose könnte der Heilbehandlung ein Unfallereignis … zugrunde liegen“.

Die Unfallanzeige mit dem Inhalt „Kein Unfall“ kann die Debeka bekommen.

Nun könnte man das Ganze abhaken unter dem Etikett „umständliche Verwaltung / dumm gelaufen“. Dummerweise reiht es sich ein in eine Serie von Ärgernissen.

Mal wird die Erstattung für eine Toilettensitzerhöhung verweigert, weil angeblich eine falsche HMV-Nr. auf der Rechnung steht: Geld soll es nur geben, wenn der Lieferant die exakte Nummer aus dem Hilfsmittelverzeichnis der privaten Krankenversicherung auf die Rechnung schreibt – die Versicherte mit ihren 96 Jahren hat damit nun wirklich nichts am Hut, der Lieferant vertut sich, und so kreist die Rechnung munter einige Monate, die Debeka verzögert weiter die Zahlung. Nennt man Zinsgewinn. Zu Lasten der Versicherten.

Ein ander Mal verweigert die Debeka die Erstattung für Stützgriffe an Dusche, Toilette und Waschbecken: MEDICPROOF, Der medizinische Dienst der Privaten, war zwar vor Ort, hat die Notwendigkeit anerkannt und die fertig installierten Hilfen besichtigt, aber: Geld gibt es nicht. Der Installateur soll gefälligst die HMV-Nr. auf die Rechnung schreiben, s.o., vorher wird nicht gezahlt! Und was macht der Installateur? Der hustet der alten Dame was, der hat nämlich sein Geld längst bekommen und anderes zu tun als den privaten Amtsschimmel zu füttern. Der Installateur hat aber einen Trost für die alte Dame: er ist auch privat versichert (bei der Konkurrenz der Debeka) und erlebt das Gleiche, nämlich verzögerte Auszahlung der fälligen Leistungen.

Was sagt uns das? Die private Kranken- und Pflegeversicherung ist offensichtlich in der Krise. Entweder in einer finanziellen oder in der Servicekrise.

Autsch: Das System funktioniert Starker VorleseClub