Frieren im Sommer, Tönen im Herbst / 17.11.11
Hiltruper Freibad: CDU zerstritten
Heizen wollte doch wohl keiner das Freibad, den Mut hatte keiner, aber warm soll es sein: die Bezirksvertretung Hiltrup diskutierte am 17.11.2011 den kalten Sommer. Zu kalt war es im Juli 2011, um 90% brachen die Besucherzahlen beim Hiltruper Freibad ein. Etliche beklagten sich: auch am Mittag war das Wasser nur 18 bis 22 Grad warm. Ohne Sonne kann auch die Solarheizung nicht zaubern. Also was tun?
Die Verwaltung hatte eine lange Vorlage geschrieben. Viele viele Daten aufgelistet, und dann gerechnet. Mit Gas heizen? Kommt gar nicht in Frage, Kosten und Ökologie schließen das aus. Und wem es zu kalt ist, der könne ja auch im Sommer ins Hallenbad. Aber wie wäre es mit einem warmen Mantel für das Becken? Eine Beckenabdeckung kostet bis zu 100.000 € je Becken, macht 200.000 € für Hiltrup. Dann guckt man aber gegen den Rollo-Kasten, und den einbuddeln – da gruselt’s einen, was das kostet. Und ewig hält so was auch nicht, nach 10 bis 15 Jahren ist das Ding auf.
Das wollten die Kommunalpolitiker in der Bezirksvertretung Hiltrup aber eigentlich nicht hören, und dann wurde es richtig spannend.
Die SPD fragte nach der Finanzierungsoption: was bitte kann die Verwaltung sich vorstellen, um diese Kosten aufzubringen? Denn Münster ist hoch verschuldet, neue Schulden machen wir nicht gern. Also bitte prüfen: kann man sich vorstellen, dass die Badegäste für wärmeres Wasser mehr bezahlen? Oder gibt’s vielleicht einen Sponsor? Der könnte ja sein Logo auf das Rollo schreiben …
Grüne und Linke wollten lieber erst mal gar nichts sagen. Neu nachdenken war die Losung, mal schauen was die im Rat dazu sagen, und das Ganze in die Weihnachtssitzung der Bezirksvertretung schieben. Bis dahin macht man sich bei niemandem unbeliebt, und im Dezember darf man sich ja bekanntlich was wünschen …
Und die schwarze Fraktion? Da brodelt es. Der aktuelle CDU-Fraktionsvorsitzende war ganz vorsichtig: ja, die Frauen mögen nicht ins kalte Wasser gehen, nein, eine Abdeckung wäre ästhetisch bedenklich, aber vielleicht könnte man in Richtung versenkte Abdeckung nachdenken und das mal prüfen – da haute schon der ehemalige Fraktionsvorsitzende auf die Sahne, dass es spritzte. Tendenziös sei die Vorlage der Verwaltung! Mindestens eine Beckenabdeckung müsse geprüft werden! Und beim Freibad könne man sowieso von Wirtschaftlichkeit gar nicht reden, die Vorlage sei deshalb ganz am Thema vorbei. Und überhaupt: die Besucherrückgänge im Sommer 2011 seien nicht der Anspruch, den Münster sonst hat. Basta.
So ist das eben, wenn die CDU nicht mehr die Mehrheit im Rat hat. Dann wollen einige bedenkenlos fordern, was sie sonst kalt abgelehnt hätten. Hatten wir das Ganze nicht schon einmal, nur mit anderen Vorzeichen? Theater, Stadtbücherei und andere nicht wirtschaftliche Einrichtungen, da wollte Schwarz-Gelb in Münster mit der Axt kürzen; aber jetzt, ohne Mehrheit, soll Geld keine Rolle spielen, weil so ein Bad sowieso teuer sei? Populismus ist das, ganz platt. Und im Übrigen lächerlich: Münster daran messen, ob seine Bürger bei schlechtem Wetter baden gehen? Das hat Münster nicht verdient.
Die Hiltruper CDU muss sich überlegen, welchen Kurs sie fahren will. Laut Tönen ist für eine Erwähnung in der Zeitung gut – aber die Bürger merken ganz gut, wo Substanz ist und wo nicht.
Der Haushaltsentwurf der Stadt Münster für 2012 kennt übrigens keinen Ansatz für all diese Dinge in Hiltrup. Alles Schaumschlägerei – es sei denn, man findet jemand anderes der zahlt. Siehe oben!
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