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Eurobonds – lasst uns Schulden machen? / 15.08.11

Die Wogen gehen hoch: das ZDF wirbt im Abend-Kommentar für Eurobonds, und auch die Süddeutsche Zeitung wirbt für das Giftzeug. Angeblich, so sagen es die Werber für Eurobonds, sind Italien, Spanien und Frankreich schon so wacklig auf den Beinen, dass die Europäische Währungsunion zusammenbricht, wenn wir bei den Eurobonds nicht mitmachen.

Was das ist: die europäischen Währungspartner machen gemeinsam Schulden. Dafür müssen sie einen Einheitszinssatz zahlen, alle zusammen bekommen auch vorläufig eine ausreichende Bonität.

Was das kostet: Deutschland zahlt in Zukunft mehr für seine Staatsschulden (sind jetzt schon zu teuer). Und alle haften für die Rückzahlung. Fatal: wenn die anderen nichts haben, muss Deutschland einspringen: für Italien, für Spanien, für Frankreich. Schäuble kann das nicht aus der Portokasse stemmen, da muss Oma Brömmelkamp von nebenan mit ran – mit einer Rentenkürzung, mit höheren Steuern auf Lebensmittel, Energie, …, und ihre Enkel zahlen den Soli 2, den Euro-Solidaritätszuschlag.

Was das bedeutet: die schwachen Schuldner in Europa können weitermachen. Nicht sparen, nicht reformieren, nicht modernisieren, sondern einfach neue schöne Euro-Schulden. Der große Bruder im Norden wird schon zahlen.

Wie man es organisieren könnte: alle müssen sich verpflichten, in Zukunft ordentlich zu wirtschaften.

Und worauf ich keine schlüssige Antwort bekomme: wie groß ist die Gefahr wirklich, dass alle anderen Staaten um uns herum kollabieren? Kann Deutschland das allein aufhalten? Oder werden nicht einfach Gerüchte ohne handfesten Kern gestreut, um Deutschland psychologisch in die Haftung zu zwingen? Und ist die Drohung, dann müssten wir mit der alten Deutschen Mark weitermachen, nicht einfach nur gezielte Panikmache? Und schließlich: wie viel wären denn dann die heiligen Schwüre wert, dass in Zukunft Alle, aber auch wirklich Alle ordentlich wirtschaften – hatten wir nicht schon einen solchen Vertrag, der maximal 3% Staatsdefizit zuließ und den Deutschland selbst gebrochen hat? Sollen die Schuldenmacher in Zukunft den Staatsbesitz, die Eisenbahnen, die Staatsoper, die nationalen Goldreserven, ins EU-Pfandhaus tragen?

Was meinen Sie dazu?

  1. Stattdessen werden jetzt erst mal neue Super-Behörden versprochen. Hoffen wir, dass die Demokratie dabei nicht auf der Strecke bleibt.
    P.M.    17.08.11    #

Private Großmutter Autsch: liebe kleine Mädchen