Hiltruper Kabarett / 16.06.11
Bahnhofsumfeld in der Bezirksvertretung
Da sind sie wieder, der Clown mit der dicken Pauke fällt über seine Schuhe und der Seiltänzer vom Seil, die Musik spielt dazu, und jeder weiß: ernst gemeint ist das nicht.
Die Hiltruper Kommunalpolitik ist die Manege, und gerade klopfen sie sich alle die Sägespäne vom löchrigen Hosenboden, in der Bezirksvertretung am 16.6.2011 hatten sie ihren Auftritt. Das Publikum? Ein paar Hiltruper, und begeistert sind sie nicht. Nee, das war nicht witzig, das war nicht originell, so’n Blödsinn könnt Ihr euch sparen, was soll das denn überhaupt?
Die Nummer kennen wir: Wettlauf vor Publikum, ernsthaft muss es nicht sein, nur laut und grell – aber warum zum Teufel müsst ihr ausgerechnet Hiltruper Stadtentwicklung vergeigen? Da geht es darum, welche Entwicklung wir Hiltruper für die kostbare Fläche westlich des Hiltruper Bahnhofs wollen, wo sich jetzt Aldi und eine Trümmerwüste gute Nacht sagen, und einige Kommunalpolitiker sorgen unentwegt für Missverständnisse. Über Monate trompeten sie öffentlich, dass Alles ganz schnell gehen müsse: der arme Investor müsse Sicherheit haben, und den Bürgern müsse das ganz schnell erklärt werden.
Warum eigentlich diese Eile? Wem nützt das Spiel? „Transparenz“ will man angeblich schaffen – Transparenz heißt Durchblick, und den hat zurzeit keiner. Nur einer weiß, was er will: der Investor Stroetmann. 1900 + 1000 m² Verkaufsfläche will er am Hiltruper Bahnhof bauen, ungefähr so groß wie das E-Center an der Meesenstiege. CDU und Grüne sind sich einig, dass sie Klarheit über das Geschehen im Bahnhofsumfeld wollen, und auch die Linken und die FDP wollen die Bürger in einer Informationsveranstaltung noch vor der Sommerpause darüber informieren.
Nun hat die Sommerpause fast schon begonnen, also mal los, ihr Lieben! Was wollt ihr denn den Bürgern erzählen? Dass Stroetmann groß bauen will und ihr ihm Klarheit verschaffen wollt? Ja, steht ihr denn alle auf Stroetmanns Gehaltsliste? Oder wollt ihr Stroetmanns Wünsche öffentlich ablehnen? Ohne überhaupt einen Plan gesehen zu haben? Ohne das Gutachten zu kennen, das zur Verträglichkeit zusätzlicher Ladenflächen im Hiltruper Kern gerade zwischen Verwaltung und Gutachter diskutiert wird?
Und noch eine Frage sei erlaubt: was stellt ihr euch eigentlich vor, wie diese „Perle an der Marktallee“ in Zukunft aussehen soll? Ein großer Flachbau wie die Standard-Verkaufsschuppen von Aldi und Lidl, gekrönt von einem öden Parkplatz? Besser ein kleiner Flachbau? Oder lieber doch noch drei Etagen oben drüber (einige wollen hier gerne unsere Alten stapeln, Seniorenresidenz heißt das dann)? Wart ihr schon mal in einer der Wohnungen über dem E-Center Meesenstiege, Blick auf den Parkplatz und abends tote Hose? Wie wäre es mit einem bisschen Städtebau, Plätze für Menschen, Blickachsen zum Bahnhof und in Richtung Clemenskirche, Grün (à la Stubengasse)? Aber für solche Diskussionen fehlen die Ideen. Kein Beitrag dazu heute in der Bezirksvertretung von all den Transparenz-Schaffern. Meint ihr nicht, dass die Bürger zornig werden, wenn sich der Nebel lichtet und nur ein paar ideenlose Politiker im kurzen Hemd dastehen (und natürlich die Lokalpresse)?
Die Sache ist eigentlich doch ganz einfach.
Der Herr von der Verwaltung hat es heute erzählt, genauso wie schon vor Wochen im Planungsausschuss. Erst muss man sich genau anschauen, wie viel zusätzliche Ladenfläche Hiltrups Shopping-Meile Marktallee verträgt. Das Gutachten hat Investor Stroetmann in Auftrag gegeben, da wird man sicher genau hinschauen müssen, man weiß doch: wer zahlt bestimmt. Also sind die Fachleute in der Verwaltung gefordert, mit dem Gutachter über die Rohfassung seines Papiers zu reden, und natürlich auch mit den Einzelhandelsorganisationen. Die Verwaltung muss auch planerische Anforderungen formulieren, muss sagen, was aus städtebaulich-fachlicher Sicht am Hiltruper Bahnhof gar nicht geht und was auf jeden Fall kommen muss. Und dann hat die Politik das Wort, nach der Sommerpause, denn sie bestimmt schließlich. So wird es Ende 2011, bis man der Hiltruper Bürgerversammlung Fakten präsentieren kann, was der Investor nun will, was die Verwaltungsfachleute und die Politik davon halten. Wenn das gelaufen ist, wenn auch die Bürger ihre Ideen und Bedenken geäußert haben, kann Investor Stroetmann überhaupt erste Pläne entwickeln lassen. Da ist angedacht, dass er mehrere Planungsmodelle als Alternativen entwerfen lässt, und auf dieser Grundlage kann man konkret diskutieren, wie der geltende Bebauungsplan geändert wird, um das alles zu ermöglichen. Zieltermin für die Bagger, wenn alles glatt läuft: Anfang 2013.
Was sagte der gute Mann von der Verwaltung doch zu dem Ansinnen, vor der Sommerpause 2011 eine Bürgerinformationsveranstaltung zu machen: „Ich wüsste nicht, was wir vorstellen sollten. Die Verwaltung muss sprachfähig sein, das ist sie noch nicht.“
Bleibt völlig zu Recht die Frage: wer diskutiert eigentlich die ganze Zeit dies Thema so lautstark? „Endlich raus aus den Hinterzimmern“ ist die Losung – wer sitzt dort eigentlich?