Stadtbücherei: Fakten und Faxen / 26.03.07
Die Stadtbücherei soll nach dem Willen von CDU und FDP im Rat brutal zusammengestrichen werden: 30% Etatkürzung!
Wie kam es dazu?
Im Spar-Gutachten von Rödl sind zur Stadtbücherei im Wesentlichen folgende Vorschläge enthalten:
- Eine Flächenreduzierung in der Bücherei Aaseemarkt (Rödl Nr. 130): Verzicht auf einen Veranstaltungsraum und einen Nebenraum
- Schließung der Stadtteilbücherei Hansaplatz (Nr. 131)
- Einschränkung der Öffnungszeiten (Rödl Nr. 132 und Nr. 133)
- Automatisierung des Ausleiheverfahrens mit RFID, Umstellung auf Selbstbedienung und entsprechende Personalreduzierung (Rödl Nr. 134)
Im Kulturausschuss wurde dann von CDU und FDP beschlossen, dass der Etat der Stadtbücherei um 30 % = 1,1 Millionen Euro gekürzt wird. Das geht weit über die bekannten Vörschläge von Rödl hinaus.
Wie ist die Position der SPD?
Die SPD-Ratsfraktion hat die Schließung Hansaplatz und die Einschränkung der Öffnungszeiten von Anfang an abgelehnt. Den Kahlschlag der 30% Etatkürzung lehnt sie ebenfalls ab.
Für den Erhalt der Büchereizweigstelle am Hansaplatz haben sich die beiden SPD-Ratsvertreter Beanka Ganser und Philipp Gabriel ausgesprochen. „In den vergangenen Wochen sind wir von vielen Bewohnern aus unseren Wahlkreisen mit der dringenden Bitte um Erhalt der Zweigstelle angesprochen worden“, berichten die SPD-Ratsvertreter und ergänzen, dass dem Rat eine Vielzahl an Bürgeranregungen zum Erhalt der Bücherei vorliegen würde.
Nach einem Ortstermin sehen sich die beiden SPD-Politiker bestärkt. Die Zahl der Ausleihen ist mit über 100.000 beträchtlich. Ein weiteres wichtiges Argument für den Erhalt ist nach SPD-Angaben die Zugänglichkeit der Bücherei. „Gerade für Kinder ist die Zweigstelle gut erreichbar und bietet interessanten und anregenden Lesestoff“, freut sich SPD-Ratsherr Philipp Gabriel über das gute Angebot und ergänzt, dieses Angebot sei schon alleine aus Kapazitätsgründen in der Hauptstelle der Stadtbücherei nicht mehr erweiterbar.
Für die Interessen älteren Menschen im Hansaviertel macht sich SPD-Ratsfrau Beanka Ganser stark: „Gerade die älteren Menschen können sich heute schon schlecht in der Hauptstelle orientieren und befürchten mit eingeschränkter Mobilität von der Bücherversorgung abgehängt zu werden.“ Nach SPD-Angaben sprechen gute Gründe für den Erhalt der dezentralen Büchereiversorgung. Vor allem für Kinder und ältere Menschen gibt es keine Alternative zur stadtteilnahen Versorgung.
Das “30%-Kürzungs-Attentat” weist die SPD mit aller Entschiedenheit zurück.
„Erst dachte ich, es wäre ein Versehen“, kommentiert SPD-Ratsherr Philipp Gabriel die Sparpolitik von CDU und FDP im Kulturausschuss. „Diese Sparvorgaben für die Stadtbücherei kann man gar nicht ernst meinen“, so der Kommunalpolitiker.
Münsters Bücherei arbeitet vorbildhaft und landet in bundesweiten Vergleichen regelmäßig vorne. Sie ist die meistbesuchte und meistgenutzte Kultureinrichtung in Münster. Dies soll nach den Vorstellungen der SPD auch so bleiben. Mit den neuen Sparvorgaben bekommt Münster nun laut Einschätzung der Leiterin aber eine Bücherei auf dem Niveau von Hamm.
Nichts gegen Hamm, aber: „Das ist keine ernstzunehmende Kulturpolitik“, zeigt sich Gabriel enttäuscht. „Leseförderung und kulturelle Bildung sind hier Fremdworte“, kritisiert er auch nachdrücklich das Ansinnen, die Zweigstelle am Hansaplatz auf ein ehrenamtliches Modell umzustellen. „Da zeigt sich erneut die Rücksichtslosigkeit von CDU und FDP gegenüber Bevölkerungsgruppen. Die Koalition weiß, dass die Stadtbücherei die Umstellung nicht mehr schultern kann. Sie schiebt den schwarzen Peter für eine Schließung dem Bürger zu“, spielt der SPD-Politiker auf die drohende Schließung an, wenn das ehrenamtliche Modell bis Ende des Jahres nicht umgesetzt werden kann. „Für mich ist es unbegreiflich, welches Gesicht die Koalition der Stadt Münster geben will“, resümiert Gabriel.
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