„Große Sorge“ / 21.11.10
„Wir sind in großer Sorge um zwei Kollegen“ titelt die Bild am Sonntag (21.11.2010). Gut hört sich das an: Bild hat Mitgefühl, sorgt sich um seine Mitarbeiter.
Böse ist das eigene Verhalten. Der Iran, wo die beiden Bild-Journalisten jetzt unter Spionagevorwürfen im Gefängnis sitzen, lässt seit einiger Zeit kaum noch Journalisten ins Land; das iranische Regime macht ausländische Journalisten als Sündeböcke für die eigenen Probleme verantwortlich. Bild schickt seine Leute undercover mit Touristenvisum ins Land – das Risiko, dass das auffliegt und sie ins Gefängnis wandern, tragen sie.
Der Anlass für dies Abenteuer ist genauso ekelhaft. Weltweit engagieren sich viele ehrenwerte Leute, um eine zum Tod durch Steinigung verurteilte Iranerin zu retten. Bis heute ist ihr Schicksal offen. Bild will Bilder und eine reißerische Story für den Boulevard – dafür riskiert Bild schwere Folgen für die Frau und ihre Familie und für die eigenen Leute.
Hätten sich die Bild-Macher doch einfach nur still geschämt! Der Aufmacher „Wir sind in großer Sorge …“ ist der Versuch, die Öffentlichkeit von eigener Verantwortungslosigkeit abzulenken. Schlicht ekelhaft.
Mit fremden Federn: Der Schrat Pressefreiheit ist Bürgerfreiheit!