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Kriegsende 1918 / 21.02.10

Die Lage der Bevölkerung hatte sich im Verlaufe des 1. Weltkrieges immer mehr verschlechtert. Zum Ende des Krieges herrschten Hunger und Epidemien überall im Reich. Als es für die Ärmeren schon ein Erfolg war, Krankheiten zu überstehen und ein paar Kartoffeln nach Hause zu bringen, forderte die Industrie weiter das belgisch-französische Erzbecken und der ostelbische Grundbesitz verlangte die Eroberung des Baltikums. Das Volk war aber den Krieg und das wachsende Elend leid. In Schlesien und im Ruhrgebiet kam es zu Massenstreiks. Allein im Jahre 1918 streikten im Reich eine Million Rüstungsarbeiter.

Auch Münster erschien im November 1918 wie eine Stadt “vor dem Sturm”. Durch die Novemberrevolution, in deren Verlauf die Monarchie ihren Bankrott erklärte und die verhängnisvolle Konkursmasse in die Hände von Friedrich Ebert (MSPD) überging, hatte die Sozialdemokratie in Münster zwar enorm an Bedeutung gewonnen, war aber hier nicht Motor der Novemberrevolution. Zum einen war sie gespalten in USPD und MSPD und organisatorisch zu schwach (nur etwa 20 Mitglieder), zum anderen hinderten sie ihre politischen Vorstellungen daran, da sie die Demokratisierung im Reich für unaufhaltsam hielt.

Am 29. Oktober 1918 verweigerten Matrosen der Hochseeflotte in Kiel und Wilhelmshaven den Gehorsam und stellten sich der Fortsetzung des Krieges in den Weg. Der Matrosenaufstand weitete sich innerhalb weniger Tage über ganz Deutschland aus. Zunehmend verlagerte sich dabei die Initiative zur Revolte von den Soldaten und Matrosen auf die Arbeiterschaft. Nun stellten die Aufständischen über den Waffenstillstand hinaus politische Forderungen. Der Ruf nach Abdankung des Kaisers und nach Umwandlung des Deutschen Reichs in eine demokratische Republik wurde lauter.

Am Abend des 8. November brach in der Aegidiikaserne in Münster die “Revolte” aus. Es bildete sich ein Arbeiter- und Soldatenrat, der u.a. mit Sozialdemokraten und christlichen Gewerkschaftern durchaus paritätisch besetzt war. Später kam es zum Konflikt, als Sozialdemokraten, im Bewusstsein, die Revolution vorbereitet und durchgeführt zu haben, die Mehrheit im Arbeiterrat verlangten und die christlichen Gewerkschafter diesem Verlangen nicht folgten.

(Zum Nachlesen: 125 Jahre SPD in Münster, „Zäsuren – Münsters SPD in der Revolution von 1918/1919“.)

Am Morgen des 9. November erreichte die Revolution die Reichshauptstadt. Zu Hunderttausenden formierten sich Berliner Arbeiter zu Demonstrationszügen. Noch am selben Tag gab Reichskanzler Max von Baden den Thronverzicht des Kaisers bekannt. Wilhelm II. floh in die Niederlande. Mehr noch: Der letzte kaiserliche Reichskanzler übergab die Regierungsgeschäfte an den Vorsitzenden der SPD, Friedrich Ebert. Ziel der sozialdemokratischen Führung war es, sich an die Spitze des Kampfes um die Demokratie zu stellen und ein Blutvergießen zu verhindern.

Philipp Scheidemann ruft die Republik aus (9.11.1918)

Am selben Tag noch rief Philipp Scheidemann von einem Fenster des Reichstages aus die “Deutsche Republik” aus, während Karl Liebknecht vor dem Berliner Stadtschloss die “Freie sozialistische Republik” proklamierte. Die doppelte Ausrufung der Republik verdeutlichte die zunehmende Polarisierung der Revolutionsbewegung. Bei diesem Machtkampf stand die SPD auf Seiten einer demokratischen Verfassung, freien Wahlen und eines parlamentarischen Regierungssystems.

Auch in Hiltrup entstand ein Arbeiter- und Soldatenrat. Unter dem Vorsitz des Sozialdemokraten Ferdinand Möllmann und unter Mitarbeit von Hermann Feldmann und Ludwig Kumbrink, der nicht Mitglied der SPD war, wurden Berechtigungsscheine für Lebensmittel und Feuerungsmaterial an die ärmere Bevölkerung verteilt, um “Hamstern” und Plünderungen und somit ein Absinken dieser Bevölkerungsgruppe in die Illegalität zu vermeiden. Wie Hiltruper Sozialdemokraten berichteten, war der damalige Pfarrer Unckel darüber so erbost, dass er diesen Männern die Exkommunizierung androhte.

Ende November beschloss der von Friedrich Ebert einberufene Rat der Volksbeauftragten die Wahlen zu einer verfassunggebenden Nationalversammlung. Für den 19. Januar 1919 wurden die Wahlen angesetzt. Wahlberechtigt waren alle mindestens 20 Jahre alten Männer und – zum ersten Mal in der deutschen Geschichte – auch die Frauen. Mit 83 Prozent war die Wahlbeteiligung sehr hoch.

SPD-Wahlplakat von 1919

SPD-Wahlplakat von 1919

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