Falsches Spiel mit dem Bahnhof / 6.02.07
20 Jahre sind auch in den Kategorien von Münsters Lokalpolitik eine lange Zeit. 20 Jahre warten wir Hiltruper darauf, dass mit unserem Bahnhof anständig umgegangen wird. Den Modelleisenbahn-Fans fällt ohne weiteres der passende Vergleich ein: schnuckelig wie ein Faller-Häuschen stand er Anfang der 80er Jahre da, als es noch einen richtigen Fahrkartenschalter, eine Bahnhofshalle und einen Stationsvorsteher gab.
Das ist Geschichte. Seit 20 Jahren gammelt das völlig vernachlässigte Gebäude vor sich hin. Wem gehört’s? Na? Unserer hochwohllöblichen Stadtverwaltung – sie lässt ein historisches Gebäude verkommen, das Hiltrups Erscheinungsbild prägt!
Bis vor kurzem konnte sich noch jeder herausreden: da war um den Bahnhof herum sowieso nichts los, selbst auf ein Bier kam niemand mehr in die Gegend. Aber 2007 ist Schluss mit lustig: hier entsteht endlich neben Kunsthalle (!) und Getränkemarkt mit Aldi ein weiterer Publikumsmagnet. Jetzt wird es Zeit, dass der Schandfleck zum Prunkstück wird!
Und was bietet uns die Lokalpolitik?
Die Grünen fühlen sich bemüßigt, der Presse zu erklären, dass sie auch kein Konzept haben. Nicht anders kann man es werten, wenn sie in Zeiten knappen Geldes mal eben ins Blaue 500.000 Euro fordern für ein Café – das wievielte eigentlich in Hiltrup? und wer soll denn jetzt hier Pleite machen? – und für die Vereine.
Die CDU nicht faul zieht ihren Standard-Ladenhüter aus der Schublade: wenn ihr sonst nichts einfällt, will sie wenigstens neue Parkplätze. Wie originell. Ausgerechnet Parkplätze! Dafür soll Geld ver(sch)wendet werden, das im städtischen Haushalt doch sonst überall Mangelware ist – ehrlich, etwas mehr Engagement hätten wir uns doch gewünscht. Oder glaubt denn wirklich irgendein CDU’ler, diese Flächen würden nicht sofort bei einer neuen Nutzung des Bahnhofs umgekrempelt?
Aber wo soll’s denn nun langgehen? Natürlich ist Meckern einfach und Bessermachen schwer, aber vielleicht kann man sich ja doch auf eins einigen: Langfristig tragfähige Lösungen fordern mehr als nur Parkplätze, sie fordern ein inhaltliches Konzept, in dem auch ein kultureller Anteil gut zum Umfeld passen würde, und einen kaufmännisch denkenden Investor. Mit der aktuellen Aufwertung des gesamten Umfelds ergeben sich Chancen auch für ökonomische Lösungen, in diese Richtung sollte die Stadt arbeiten.
Also, kurz gesagt: ein seriöses Nutzungskonzept muss her! Und damit es nicht beim Wünschen bleibt, hat die Stadt Münster dafür gefälligst einen Auftrag zu erteilen: hier muss Geld in die Hand genommen werden, ein Profi des Fachs Immobilienentwicklung muss ran! Die Mittel der Bezirksvertretung Hiltrup sind dafür sicher zu bescheiden, aber einen Anstoß können wir doch geben. Darum schlägt die SPD in den Haushaltsberatungen der Bezirksvertretung am 8.2.2007 vor, mit zunächst kleinem Geld die Initialzündung zu geben. 3.000 Euro müssten ausreichen, um den Fachbereich Architektur der Fachhochschule für eine Studentenarbeit zu gewinnen. Dann können wir weitersehen. Traumtänzereien adé, dafür Konzepte und Realismus!
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