Zynische Privatisierer / 6.03.09
Realsatire nennt man das, was zurzeit in Münster zum Thema „Privatisierung von Sozialwohnungen“ geschieht.
Da kauft ein „internationales Finanzkonstrukt“ der öffentlichen Hand einen ganzen Schwung heruntergekommener Wohnungen ab – und lässt sie einfach noch weiter herunterkommen. Kalkulation: steck‘ so wenig Geld wie möglich rein, warte Preissteigerungen auf dem Immobilienmarkt ab und verkaufe weiter mit Gewinn.
Dann geht dem „internationalen Finanzkonstrukt“ schlicht die Luft aus, und gleichzeitig gibt es plötzlich keinen Markt mehr für solche Immobilien. Eine Fehlkalkulation also.
Ein Anlass zu Selbstkritik? Mitnichten, wir kennen das inzwischen von anderen Akteuren im Finanzwesen: der Staat ist schuld! sagen ganz frech diejenigen, die mit ihrer Spekulation – nichts anderes ist das – auf die Nase gefallen sind. „Vandalismus, Brandstiftung – und die Stadt hat sich nicht darum gekümmert“ sagt völlig cool der Sprecher des „internationalen Finanzkonstrukts“. Als ob der Eigentümer der Häuser gar nichts damit zu tun hätte, an wen er vermietet, wie er die Häuser instand hält und wie er das soziale Umfeld verbessert.
Der öffentliche Zorn soll besänftigt werden mit der Ankündigung von 1,5 Mio. Euro für Reparaturen – ein durchsichtigeres Manöver ist kaum vorstellbar. 1,5 Mio. Euro geteilt durch 635 Wohnungen heißt, dass pro Wohnung gerade mal 2.362,20 Euro zur Verfügung stehen – das reicht vielleicht für einen massiven Zaun drumherum, aber nicht für eine anständige Gebäudesanierung. Ohne Gebäudesanierung aber gibt es keinen sozialen Frieden im Quartier.
Zynisch ist das, und verantwortungslos. Eine Heuschrecke eben. Noch vor ein paar Monaten war diese Vokabel vielen zu heftig, jetzt erscheint sie beinahe noch zu milde. Heuschrecken fressen kahl und ziehen weiter – diese Heuschrecke bleibt am Ort der Verwüstung und hindert den Wiederaufbau.
Privatisierung von Sozialwohnungen haben wir nicht nur in Kinderhaus, sondern auch an anderer Stelle in Münster. Hoffentlich müssen wir dort nicht auch ein ähnliches Desaster erleben.