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Misere wissenschaftlicher Nachwuchs / 8.02.15

Nun hat es der wissenschaftliche Nachwuchs Deutschlands mal wieder in die Medien geschafft. In WDR5 durfte sich dieser Tage eine Hochschulforscherin darüber verbreiten, wie es den Nachwuchskräften der Wissenschaft geht.

Man muss das abstrakte Thema in die Lebenswirklichkeit übersetzen, dann hört sich das so an: unsere Universitäten forschen, damit es uns allen in Zukunft besser geht. Ein Heer von jungen Leuten macht die Arbeit, sie verbringen unter der Leitung von Professoren in Arbeitsgruppen mehrere Jahre Lebenszeit mit Forschung. Am Ende dieser Arbeit steht die Promotion, der Doktortitel.

Bis dahin leben sie, ja wovon eigentlich? Je nachdem wie gut der Professor vernetzt ist, gibt es ein Stipendium oder einen Angestelltenvertrag der Universität – da wird es interessant. “Während der Promotion sind volle Stellen üblich” behauptet die Hochschulforscherin der Uni Halle-Wittenberg, mit den Behauptungen ist aber so eine Sache. Vielleicht stimmt das in Halle-Wittenberg, anderswo sieht es ganz anders aus. Eine halbe Stelle gibt es dann, das sind weniger als 1000 Euro netto, und das nur für drei Monate.

Alle drei Monate neu katzbuckeln beim Herrn Professor, aber der ist nicht immer bei Laune. Dann wird gefälligst fleißig weitergeforscht, dann werden gefälligst Aufsätze in Fachzeitschriften produziert, zur Ehre des Herrn Professor, aber ohne Bezahlung. Da kommen über die Zeit locker 20.000 Euro zusammen, die der Doktorand für seinen Lebensunterhalt irgendwie aufbringen muss, wenn er nicht aufgibt.

Der Dank dafür ist dann eine unwürdige Promotionsfeier. Die Doktoranden versammeln sich nach ihren Prüfungen in der Aula, ein Professor in Freizeitmontur lobt auf der Bühne einen Preisträger für seine Trinkfestigkeit. Und natürlich für die Vielzahl von Veröffentlichungen, hier zählt schließlich Masse und nicht Klasse.

Was für eine ärmliche und peinliche Veranstaltung! Viele ausländische Kommilitonen aus muslimischen Ländern sind unter den Promovenden, wie gut können sie sich behandelt fühlen bei so viel Sauf-Lob! Interessanterweise waren keine US-Amerikaner und kaum Engländer unter den “Geehrten”, Deutschland ist für sie bei solcher Hochschulkultur offensichtlich nicht anziehend. (Die Uni Münster war es nicht, aber das Problem bleibt.) Zum Abschied noch ein kräftiger Tritt für die Arbeitssklaven des Wissenschaftsbetriebs. Der Empfang auf dem Arbeitsmarkt ist aber nicht besser…

10.2.2015: Norwegen in der Mitternachtssonne Autsch: Remondis-Nachrichten