25 Jahre Friedliche Revolution / 4.10.14
Packende Zeitreise im Hiltruper Museum
Dr. Bernd Weber im Hiltruper Museum: 25 Jahre Friedliche Revolution / Eine packende Zeitreise (1.10.2014; Foto: Klare)
Honecker erklärte Anfang 1989: „Die Mauer wird (..) solange bleiben, wie die Bedingungen nicht geändert werden, die zu ihrer Errichtung geführt haben. Sie wird in 50 und auch in 100 Jahren noch bestehen bleiben, wenn die dazu vorhandenen Gründe noch nicht beseitigt sind.“ Aber wer war Honecker? Und wo ist die Berliner Mauer geblieben? Eine Generation später hatten sich Geschichtsinteressierte im Hiltruper Museum versammelt, um sich auf Einladung der SPD mit dem Hiltruper Historiker Dr. Bernd Weber auf die Zeitreise zu begeben.
Die Erinnerung an die DDR des Jahres 1989 steht nicht nur wegen des 25jährigen Jubiläums der Friedlichen Revolution an. Die aktuellen Vorgänge an der Grenze zwischen der Ukraine und Russland im Jahr 2014 zeigen, was 1989 hätte passieren können: die Westgruppe der Sowjetarmee stand damals mit 300.000 Mann in den heutigen neuen Bundesländern der Bundesrepublik, würde Putin heute dieselben Entscheidungen treffen wie Gorbatschow und die Wiedervereinigung zulassen?
Der Westen war völlig überrascht, als die Bevölkerung 1989 gegen das totalitäre System der DDR mit flächendeckender Stasiüberwachung und Repression aufstand. “Wir sind das Volk”, mit diesem Ruf wurden zunächst nicht die Wiedervereinigung, sondern Reformen in der DDR gefordert. Die Ostpolitik der sozialliberalen Koalition unter Kanzler Willy Brandt hatte den oppositionellen Kräften in der DDR Rückenwind gegeben, die DDR hatte sich im Grundlagenvertrag auf die „Wahrung der Menschenrechte“ verpflichtet. Oppositionelle Gruppen waren in den 70er und 80er Jahren entstanden, Umwelt- und Friedensgruppen besonders in den evangelischen Kirchen, 1982 begannen die montäglichen Friedensgebete in der Leipziger Nicolaikirche.
Ein weiterer wichtiger Faktor war die wirtschaftliche Entwicklung in der DDR. Die Produktionsanlagen waren völlig veraltet, allerorten verfiel die Bausubstanz, ebenso das Straßen- und Schienennetz. Damit wuchs die Unzufriedenheit in weiten Teilen der DDR-Bevölkerung, Oppositionsgruppen waren zu Beginn des Jahres 1989 nicht mehr die Minderheit. Die Opposition überwachte die Kommunalwahl im Frühjahr und machte die massiven systematischen Wahlfälschungen publik.
Die Lage spitzte sich zu: auf der einen Seite gab es eine massive Steigerung der Ausreiseanträge, auf der anderen Seite z.B. in Leipzig einen deutlichen Anstieg der Beteiligung an den Friedensgebeten. Im Oktober 1989 standen 70.000 Demonstranten in Leipzig einem System gegenüber, das gerade noch die gewaltsame Räumung des „Platzes des himmlischen Friedens“ in Peking gelobt hatte – und in Leipzig schon Feldlazarette für eine blutige Niederschlagung der Proteste vorbereiten ließ.
Diese Entwicklung unter Hochspannung ließ Dr. Weber im Hiltruper Museum mit einer Fülle von anschaulichen Details lebendig werden. So erinnerte er an die Besetzung der bundesrepublikanischen Botschaften in Warschau und Prag, wo der ehemalige Außenminister Genscher sich in diesen Tagen wieder mit denen getroffen hat, die damals ihre Ausreise aus der DDR in den Westen erreichten. Die Ablösung Honeckers konnte die Entwicklung nicht mehr stoppen, nur Tage nach einer Großdemonstration auf dem Alexanderplatz in Ostberlin fiel die Mauer; in den ersten freien Wahlen Anfang 1990 wählte das DDR-Volk seinen Staat ab.
Dass diese Abläufe nicht nur blasse Vergangenheit sind, darüber waren sich die Teilnehmer des Abends einig: Demokratie ist ohne politisches Engagement, ohne politisches Interesse der sie tragenden Bürgerinnen und Bürger nicht denkbar, ohne eine kritische Öffentlichkeit, ohne Zivilcourage, ohne Verweigerung wenn nötig. Dies Bewusstsein, resümierte Dr. Weber, muss gepflegt werden: durch aktive Erinnerung, aber auch durch eine breite Bildung. Die Hiltruper Schulen waren zu der Veranstaltung eingeladen, hatten aber nicht reagiert.
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