Ruth Weiss im Hiltruper Museum / 26.01.14
Ein Leben im Zeichen der Toleranz
Ruth Weiss (2.v.r.) mit ihren Büchern. Julia Suuck (1.v.r.) moderierte.
Die jüdische Schriftstellerin Ruth Weiss war am 26.1.2014 zu Gast im Hiltruper Museum. Am Vortag des Holocaust-Gedenktages hatte die SPD Hiltrup-Berg Fidel eingeladen, und schon bald mussten zusätzliche Stühle aufgestellt werden, um allen Besuchern Platz zu bieten. Die 89jährige Ruth Weiss zog die Zuhörer mit ihrer beeindruckenden Persönlichkeit in ihren Bann und verstand es, mit ihren Lesungen und Erzählungen sehr plastisch einen Bogen zu schlagen, der in der deutschen Diskussion um die Nazi-Vergangenheit nicht oft gehört wird: sie stellte entlang ihrer Lebensgeschichte eine Verbindung her zwischen der Menschenverachtung des Dritten Reichs und der Unterdrückung im früheren Apartheid-System Südafrikas. Tief anrührend war die Schilderung, wie sich das fränkische Umfeld ihrer jüdischen Familie 1933 plötzlich änderte und sie als Kind verstörte. Die herausragende musikalische Begleitung durch die Gruppe Morann nahm die Betroffenheit der Zuhörer auf und leitete über zum Lebensweg von Ruth Weiss nach der Emigration. Dort in Südafrika wurde sie genauso direkt mit Menschenverachtung konfrontiert, sie fand die Buren in der Rolle der Unterdrücker und arbeitete dagegen als Journalistin und Schriftstellerin.
Dass es keine “alten Geschichten” sind, schilderte Ruth Weiss am Rande der Veranstaltung: eine Schule hatte zwei Zwölfjährige zu ihr geschickt, sie waren mit dem Hitlergruß und Naziparolen auf dem Schulhof aufgefallen und kamen in Begleitung einer Mutter und zweier Lehrerinnen zu ihr. Eine eindringlichere Antwort konnte es gar nicht geben auf die Frage einer Zuhörerin, wie es mit Antisemitismus heute in Deutschland aussehe. Toleranz und wechselseitiges Gespräch bleiben eine allgegenwärtige Herausforderung, um für die Zukunft Unterdrückung und Verletzung zu verhindern.
Hiltruper KandidatInnnen vom Parteitag eindrucksvoll bestätigt Autsch: macht Tango schwindlig?