Ein Genuss für alle Sinne / 26.08.13
“Väter und Söhne” beim VorleseClub Hiltrup
Wenn der Hiltruper Vorleseclub einlädt, wird der Platz knapp – wie immer mussten noch Stühle aus den hintersten Winkeln des Hiltruper Museums geholt werden am 23.8.2013, und die Gäste saßen dicht gedrängt. Hans Muschinski als Hausherr des Museums stöhnte nur, als er auf die lange geplante Erweiterung angesprochen wurde: ja, die Pläne liegen fertig vor, aber das Geld… 75.000 Euro fehlen noch, die Finanzierung ist damit bislang nur zur Hälfte “in trockenen Tüchern”. Der Beobachter reibt sich die Augen: für den Betrieb im alten Bahnhofsgebäude des Investors Holtz hatten sich 75.000 Euro öffentliches Geld “gefunden”, und für’s Museum als etablierten Hiltruper Veranstaltungsraum macht sich keiner stark? Sollte doch was dran gewesen sein an den Warnungen, dass der “Kulturbahnhof” negative Auswirkungen auf andere Hiltruper Kulturträger haben könnte?
Das Gedränge im Museum sorgte immerhin für eine geradezu intime Atmosphäre, und dazu passten die Angebote für alle Sinne. Saxophon und Gitarre, Jochen Schwenken und Martin Adolf lockten auch mit eigenen Kompositionen, und das bewährte Solidario-Team sorgte für die leiblichen Genüsse.
Das Programm des VorleseClubs begann mit der ernsten Auseinandersetzung zwischen den Generationen: “Nachgetragene Liebe” zum sprachlosen Vater (Peter Härtling / Günter Rohkämper-Hegel), “Die halbe Sonne” in Anknüpfung an die Ikaros-Legende (Aris Fioretos, Die halbe Sonne / Henning Klare) und ein Text von Tilman Jens über den verlachten August von Goethe (Vatermord / Heide Michels-Heyne).
Nach diesen bewegenden Texten sorgten Musik und Leckereien von Solidario für den Ausgleich und für den Übergang zum humoristischen Abschluss: der Brief an den ungeborenen Sohn (Erich Kästner / Annegret Sandfort), das (allzu?) Versöhnliche über den konservativen Vater (Kai Diekmann / Albine Reisinger), die amüsante Kinder-Sicht auf den zaubernden Regisseur-Vater in “Mein Vater und ich” (Simon Verhoeven / Heide Michels-Heyne), “Das letzte Gespräch” mit dem Bankräuber-Vater (Richard Ford / Gerda Hegel) und in “Die Ritter des Möhrenbreis” das Spiel mit den Rollen des Vater-Psychotherapeuten (Björn Süfke / Heinz Ludwig Leding). Ein runder Abend!
Was will pro Deutschland in Münster? Autsch: Frank, lass es doch