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Glosse: Grüne Wurst ist teuer / 10.05.12

Saure Sülze vom Bauernpräsidenten, lecker angerichtet

Das Frühstück hat heute gar nicht geschmeckt. Blieb trocken im Halse stecken. Keine Kinderwurst mehr! Erst recht keine Bratwurst!! Dicke schwarze Überschrift in Münsters Bauernblatt – ach nein, was rede ich, in den Westfälischen Nachrichten natürlich, am 10.5.2012, gerade noch – was für ein Zufall – rechtzeitig zur Landtagswahl: „Preise steigen: Fleisch wird zum teuren Gut / Bauernpräsident Möllers greift Remmel an“. Auf Seite 1, neben den anderen großen Ereignissen dieser Welt, Thronjubiläum mit Diamanten Elizabeth II.

Da war erst mal Hektik angesagt, sag ich Ihnen! Schnell den Rest Leberwurst eingefroren, schließlich wollen wir uns Weihnachten etwas Gutes gönnen. Und dann die Reklame vom Discounter in den Rahmen überm Sofa, da wo sonst Oma und Opa hingen: Ein Kilo Hack für 2,49 Euro. Das wollen wir uns wenigstens nochmal angucken können, wenn es denn schon unbezahlbar wird.

Aber wir wollen dem Untergang gefasst entgegengehen; also einen Blick ins Kleiner-Gedruckte werfen: müssen wir wirklich von Austern und Trüffeln leben, weil das westfälische Schwein zu teuer geworden ist?

Der Rest ist schnell erzählt, er geht ja leider viel zu oft nach dem gleichen Muster. Wo andere Zeitungen Fakten liefern, steht in den WN am 10.5.2012 – heiße Luft. Heiße Luft, schwarz eingefärbt, etwas nach Mist stinkend. Preise steigen nicht, keine Spur von Fakten ist im Artikel dazu enthalten. Stattdessen: ein Bauernfunktionär orakelt über mittelfristig steigende Preise. Das ist sein gutes Recht. Er ist schließlich Interessenvertreter und muss höhere Preise fordern. Alle Argumente muss er dazu nutzen, meinetwegen auch den Tierschutz; er wäre ein schlechter Lobbyist, wenn er’s nicht täte.

Und sonst? Mehr nicht? Doch, eine weitere unverzichtbare Zutat darf nicht fehlen. Man ist unverstanden. Der grüne Minister für Klimaschutz, Umwelt, Landwirtschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen, kurz Herr Remmel, hat den Bauern schlechte Gefühle vermittelt. Das Gefühl, dass die Arbeit der Bauern nicht in Ordnung ist. Sagt Herr Möllers. Und dann bricht der ganze Jammer aus ihm heraus: bisher habe der Remmel ja noch „nichts unternommen, was uns geschadet hat“ – aber nach der Wahl, mit einer Mehrheit für Rot-Grün, kann sich das ändern!

Ja, da habe ich doch ‚ne halbe Stunde gebraucht, bis ich mich wieder auf den Beinen halten konnte. Ein toller Gag, ehrlich! Dass die Hüffers sich das getraut haben! Einfach die Witzeecke von ganz hinten in der Zeitung auf Seite 1 gebracht, das soll ihnen mal einer nachmachen! Was morgen wohl kommt? Bin schon ganz gespannt …

Autsch: Unser Röttgen Ach du lieber Röttgen!