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SPD-Frauentreff Hiltrup-Berg Fidel besucht Forensik Amelsbüren / 20.03.12

Der Frauentreff der SPD Hiltrup-Berg Fidel besucht die Christophorusklinik Amelsbüren

Außen vor dem Zaun: der Frauentreff der SPD Hiltrup-Berg Fidel vor der Christophorusklinik in Amelsbüren

Am 13.3.2012 besuchte der SPD-Frauentreff Hiltrup-Berg Fidel die neue Forensik in Amelsbüren – die Christophorusklinik im Maßregelvollzug. Elf Frauen und zwei Männer nahmen die Gelegenheit wahr, sich über die Einrichtung und ihre Patienten zu informieren. Der ärztliche Direktor der Christophorusklinik, Prof. Dr. Dieter Seifert, nahm sich viel Zeit für das ausführliche Gespräch mit seinen Gästen und ging auf eine Vielzahl von Fragen ein.

Prof. Dr. Dieter Seifert (Christophorusklinik Amelsbüren)

Prof. Dr. Dieter Seifert, Christophorusklinik Amelsbüren.

„Ganz nah am Menschen dran sein, und genau hinschauen, in welchem Zustand sich dieser Mensch befindet“, so charakterisiert Dr. Seifert das Behandlungskonzept in der Christophorusklinik. Die Menschen, von denen er spricht, das sind die 54 psychisch kranken Rechtsbrecher, die hier seit Sommer letzten Jahres im Maßregelvollzug untergebracht sind – zur „Besserung und Sicherung“, so der gesetzliche Auftrag. 54 Männer im Alter zwischen 19 und 75 Jahren. Sie gelten aufgrund der Schwere ihrer Taten als gefährlich; aufgrund einer psychischen Erkrankung können sie jedoch für ihre Taten nicht im vollen Umfang oder gar nicht zur Verantwortung gezogen werden.

Intelligenzgemindert sind sie alle. Die meisten von ihnen wurden in ihrer Kindheit schwer traumatisiert.

Anschaulich und mit einer Vielzahl von Fallbeispielen stellte Dr. Seifert den Alltag und das Leben in „seiner“ Forensik vor. 75 Mitarbeiter gibt es hier, Ärzte, Psychologen, Pfleger, Ergo- und Sporttherapeuten sowie einen Seelsorger. Sie kümmern sich im Wechsel Tag und Nacht um die 54 Patienten. Für die Arbeit mit den fünf Patienten türkischer Herkunft ist ein türkischer Psychologe zuständig. Er spricht die Sprache seiner Klientel und kennt ihren kulturellen Hintergrund.

Die Strukturierung des Alltags zwischen dem morgendlichen Frühstück und dem abendlichen Zimmereinschluss spielt eine ganz wesentliche Rolle im Rahmen des Behandlungskonzepts. Unterricht, Ergotherapie und Sport, Mahlzeiten und Freizeitgestaltung gehören ebenso dazu wie Gesprächstherapie und gruppentherapeutische Maßnahmen.

In den neun Monaten seit Inbetriebnahme der Forensik hat sich alles soweit gut eingespielt, dass der Betrieb nun „läuft“. Technische Probleme, so Seifert, konnten gemeistert werden. Die Begeisterung für seine Arbeit, die Forensik, ist Seifert deutlich anzumerken – und steckt sogar ein bisschen an. Das leichte Unbehagen, das die meisten Gäste beim Passieren der Sicherheitsschleuse empfanden, ist im Verlauf des Gesprächs so gut wie verschwunden. Ein Gefühl von Normalität stellt sich ein.

In dem anschließenden Rundgang durch die um diese Tageszeit ungenutzten Räumlichkeiten vervollständigt sich das Bild über das Leben in der Forensik: Die Küche, in der die Bewohner lernen können, kleine Mahlzeiten für sich zuzubereiten; die Werkstatt, in der sie den Umgang mit Holz einüben können – eine Holzbank für den Garten und kleinere Laubsägearbeiten zeugen bereits vom Erfolg des Erlernten; der Kreativraum, in dem gemalt und gestaltet werden kann. Hier überall können nützliche Dinge gefertigt werden, nützlich für den Einzelnen und nützlich für die Gemeinschaft. All diese Tätigkeiten tragen dazu bei, die Bewohner auf ein Leben „danach“ – in der Regel in einer betreuten komplementären Einrichtung für psychisch Kranke – vorzubereiten.

Eindrucksvoll auch die moderne, in das Gelände integrierte Kapelle, auf deren Bau die Alexianer als Träger der forensischen Einrichtung bestanden haben. Ein Ort, der zum Nachdenken und zur Besinnung einlädt. Und der, so Seifert, derzeit besonders von den muslimischen Mitbewohnern genutzt wird. Direkt daran anschließend die große Turn- und Mehrzweckhalle, die der körperlichen Ertüchtigung ebenso dient wie auch therapeutischen Zwecken.

Auf dem weitläufigen Terrain um die Gebäude kann man in einigem Abstand ein Fußballtor erkennen, nicht völlig maßgerecht, doch von den Bewohnern selbst gezimmert – fürs gemeinsame Fußballspiel. Das erste Match zwischen Klinikmitarbeitern und Bewohnern hat´s auch bereits gegeben. Sieger war das Mitarbeiterteam, das letzten Endes wohl doch fitter war.

So nehmen die Gäste an diesem Nachmittag den Eindruck mit, dass sich die Investition in Forensik durchaus lohnen kann – sowohl zur „Besserung“, als auch zur „Sicherung“! Die Zahlen belegen dies: Die Rückfallquote forensischer Patienten liegt deutlich unter der des allgemeinen Strafvollzugs.

Informationen über weitere Themen des SPD-Frauentreffs erhalten Sie bei Ursula Loroch, Frauenbeauftragte der SPD Hiltrup-Berg Fidel. (ULR)

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