Kurioses zum Advent / 5.05.15
Wenn ein Thema erst einmal vergurkt ist, kann es nur noch schlimmer kommen: die Hiltruper Kaufleute wollen am 1. Advent ihre Läden öffnen und dafür mit dem Kopf durch die Wand. Wenn das mal keine Kopfschmerzen gibt…
Angefangen hatte das diesjährige Desaster (bisher haben es die Kaufleute noch jedes Jahr versemmelt) mit einem klaren Fall von Interessenkollision. Frau Fleischer ist einerseits Angestellte des Wirtschaftsverbund Hiltrup und andererseits auf CDU-Ticket Mitglied der Bezirksvertretung Hiltrup, die über den Antrag des Wirtschaftsverbundes für insgesamt drei verkaufsoffene Sonntage im Jahr 2015 zu beraten hatte. Statt sich in der BV-Sitzung am 5.3.2015 zurückzuhalten, focht Frau Fleischer forsch für den Sonntagsverkauf im Advent. Frau Fleischer wollte unbedingt im Block über alle drei Termine zusammen abstimmen.
Das hatte fatale Folgen. Die SPD wollte zwei verkaufsoffene Sonntage mittragen und schlug vor, die Entscheidung zu splitten: Zustimmung für die zwei unstreitigen Termine, Verschiebung der Abstimmung über den Adventstermin. Dafür gab es gute Gründe; es bot sich an, die Entscheidung über den Hiltruper Adventstermin zu verbinden mit der Entscheidung über den weiteren Adventstermin der Innenstadtkaufleute. Aber die CDU / die Kaufleute wollten mit dem Kopf durch die Wand und stimmten im Block für alle drei Sonntage, der SPD blieb deshalb nur die komplette Ablehnung.
Ein Pyrrhussieg. Die Kaufleute hatten sich ohne Not in der BV die Gegenstimmen der SPD eingehandelt.
Dass man so seine eigenen Interessen schlecht vertritt, wurde dann auch den Hiltruper Kaufleuten klar. Sie mussten mit ansehen, wie die SPD die Bürger auf dem Markt zu dem Thema befragte, und ein Kaufmann räumte ein: es wäre besser gewesen, vorher mit allen Parteien zu reden. Kungeleien mit der CDU sind nun einmal kein Selbstläufer mehr in Münster.
Mitte März verkündeten die Hiltruper Kaufleute dann auch, dass sie mit “der Politik” in den Dialog treten wollen. Und dann kam: nichts. Obwohl die SPD den Kaufleuten Gesprächsbereitschaft signalisiert hatte.
Was kam, war ein neues Stück aus dem Tollhaus. Das Protokoll der BV-Sitzung am 5.3.2015 war falsch, es unterschlug gerade den Antrag der SPD, die Abstimmung über die drei Termine zu splitten. Sehr peinlich. Das Protokoll musste formell beanstandet und geändert werden.
Danach kam wieder Frau Fleischer ins Spiel. Hatte sie erst in der BV-Sitzung für den unnötigen Kopf-durch-die-Wand-Ärger gesorgt, lieferte sie Mitte April plötzlich eine Einladung für “die Politik”: am 27. April, fast eineinhalb Monate nach der Gesprächsankündigung und nur noch wenige Tage vor der entscheidenden Ratssitzung am 6.5., wollten die Kaufleute plötzlich mit den entscheidenden Ratspolitikern reden. Zur Massenabfertigung im Hiltruper Kulturbahnhof wurde eingeladen, sozusagen im (verspäteten) Schnellverfahren: 30 Leute in einen Saal.
Ein eigenartiges Verfahren, die Sache erst vor die Wand zu fahren und sich dann noch ganz viel Zeit zu lassen.
Eigenartig war auch die Organisation der Veranstaltung. Offensichtlich trauten sich die Kaufleute selber nicht so recht, sie holten Bezirksbürgermeister Schmidt als Moderator der Veranstaltung (soweit man dem Bericht der WN glauben kann). Man muss sich das mal auf der Zunge zergehen lassen: die Kaufleute wollen etwas, und statt das selbst zu sagen, heuern sie den Bezirksbürgermeister an.
Die SPD war zu dieser Veranstaltung mit zwei Ratsmitgliedern gekommen, und sie vertraten durchaus unterschiedliche Positionen. Der wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Ratsfraktion äußerte Verständnis für die Befürworter der Ladenöffnung am Adventssonntag, Julia Suuck als Ratsvertreterin von Hiltrup-Mitte vertrat die guten Gegengründe, die u.a. von Gewerkschaften und Kirchen formuliert werden. Die SPD hat die Abstimmung freigegeben, das Ergebnis der Ratssitzung am 6.5. bleibt abzuwarten. Nur eins war natürlich klar: in der Berichterstattung der WN über diese Veranstaltung tauchte die von Julia Suuck vertretene Gegenposition überhaupt nicht auf. Passte wohl nicht in den Kram…
WN spekuliert über Verärgerung der BV Mitglieder 7.5.2015: Nepal-Benefizkonzert