Kinder fahren umsonst, aber …
Ein schöner Ferienaufenthalt bei der Patentante geht für die erwachsene Nichte und ihre zwei kleinen Brüder zu Ende. Die Fahrkarte für die Eisenbahn hatte der Onkel online gebucht, ganz erfreut über den Sparpreis: 19 Euro für eine Erwachsene und zwei Zehnjährige, das war konkurrenzlos billig.
Die üble Überraschung kommt im Zug bei der Fahrkartenkontrolle. Der Schaffner ist unerbittlich: mit ihrer großen Schwester durften die zwei nicht umsonst mitfahren, nur mit der Mutter oder der Großmutter wäre das gegangen. 21 Euro knöpft er ihnen ab, mehr haben sie nicht dabei, eigentlich wäre noch viel mehr zu zahlen gewesen. Große Aufregung für drei junge Leute, die keinerlei Eisenbahn-Erfahrung haben und die die Bahn ja eigentlich als neue Kunden hatte werben wollen.
Große Empörung auch bei den Paten, die die Karte online gebucht hatten: http://reiseauskunft.bahn.de fragt nur, ob Erwachsene oder Kinder mitfahren, nach dem Grad der Verwandtschaft fragt das Programm nicht; der Hinweis, dass nur Eltern oder Großeltern Kinder kostenlos mitnehmen können, ist hinter einem mattgrauen i-Knopf versteckt, den man nicht anklicken muss. Erst auf der nächsten Seite wird dann der Sparpreis angeboten, ohne jeden Hinweis auf die Kinder-Regelung: hier glänzt nur der interessante Preis, den man gern bucht. Natürlich kommt am Ende der Buchungsprozedur noch das obligatorische Anklick-Kästchen, dass man die Beförderungsbedingungen akzeptiert – aber wer liest schon die zig Seiten Beförderungsbedingungen?
9,50 Euro oder so ähnlich wäre der richtige Sparpreis für ein Kind gewesen, und die Paten hätten dies Geld für beide problemlos gezahlt, wenn, ja wenn das bei der online-Buchung deutlich zu sehen gewesen wäre. War es aber nicht.
Wie geht die Bahn mit so einem Fall um? Korrekt, natürlich! Korrekt muss man Sparpreise vorher richtig buchen, und wer das nicht tut, muss eben im Zug blechen. Ein Wunder, dass nicht die Polizei gerufen wurde zu den “Schwarzfahrern”. Man könnte in so einem Fall natürlich auch auf den Fehler hinweisen und ganz schnell ein Auge zudrücken – aber das wäre eben nicht korrekt…