Hiltruper Bahnhof mit neuer Perspektive
Lange hat es kein so wichtiges Thema für Hiltrup gegeben: wie wird Hiltrups Flaniermeile, der Marktallee, der neue Supermarkt am Bahnhof bekommen? Jahrzehnte waren wir am Hiltruper Bahnhof Bilder des Schreckens gewohnt. Dort, wo früher einmal Läden und Kneipen gegenüber dem Bahnhofsgebäude einen städtebaulichen Kern Hiltrups markierten, war lange Jahre Brache. Die Bahn gab den alten Bahnhof auf, er stand leer und verfiel. Die Geschäfte, an die sich heute kaum noch jemand erinnert, machten zu, auch die Kneipen schlossen eine nach der anderen. Ein Haus nach dem anderen verschwand.
Die Hiltruper SPD war frühzeitig aktiv geworden, als dann Pläne für eine Bebauung des Geländes rund um den Bahnhof kursierten. Einerseits lockte die Perspektive, diesen vernachlässigten Kern von Hiltrup endlich aufzupolieren; andererseits stellte die SPD von Anfang an die Bedingung, dass die gewachsene Struktur der Marktallee mit ihrem vielfältigen Einzelhandel, Gastronomie und Dienstleistern keinen Schaden nehmen durfte. So setzte die SPD durch, dass weit vor dem eigentlichen Bebauungsplanverfahren eine offene Bürgerbeteiligung erfolgte, um Vorteile und Bedenken des Projekts früh zu diskutieren. Auch mit den Hiltruper Kaufleuten gab es intensive Gespräche, und erst als diese keine Vorbehalte äußerten, gab die SPD im Rat grünes Licht – nicht ohne dem Bauherrn Stroetmann abzuhandeln, dass zusammen mit den Einzelhandelsflächen auch Wohnungen gebaut werden mussten.
Bei der Eröffnung des Edeka-Marktes in dem neuen Gebäude war die zukünftige Gestaltung des Geländes erst ansatzweise zu ahnen. Wer von der Marktallee kommt, stößt nach wie vor auf Gerüste und Bauzäune vor unfertigen Rohbauten. Pünktlich fertig ist allein der Supermarkt, der Bau der weiteren Einzelhandelsflächen und der Wohnungen steht wegen der Winterkälte vorerst still.
Wer es dagegen bis auf den Parkplatz geschafft hat – und das war heute ein kleines Kunststück, die Neueröffnung hatte riesigen Kundenandrang ausgelöst -, der kann die künftige Anlage gut erkennen.
Die Blickachse nach Westen zur Marktallee ist bislang zwar noch durch Bauzäune und Baustelleneinrichtung beeinträchtigt, aber eins ist jetzt schon deutlich: das wird eine durchaus einladende Verbindung auch aus der Fußgängerperspektive. Eine Passerelle mit Flanierqualität ist uns im Bebauungsplanverfahren versprochen worden: hier kann die Außengastronomie der Bäckerei Essmann in Zukunft ein Anziehungspunkt sein – auch am Tag der Eröffnung saßen hier im Januar bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt die ersten Gäste.
Mehr Fantasie braucht es noch, sich die Verbindung zum Bahnhof vorzustellen. Aber wer hier genauer hinschaut, kann sich diesen Weg großzügig und einladend vorstellen. Plötzlich ergeben die verschiedenen Bausteine, die nach und nach entstanden sind, ein großes Ganzes: mit dem renovierten Bahnhof, Aldi, den neuen Wohnhäusern, Friseur und Restaurant ist ein vorzeigbares Ensemble verwirklicht.
Abzuwarten bleibt, ob die Verkehrsanbindung und der Parkraum ausreichen. Die Eröffnungssituation ist sicher nicht repräsentativ, und nicht alle vorgesehenen Parkplätze sind schon fertig, aber heute zumindest war die Situation schon recht grenzwertig. Wir werden sehen, ob die Verwaltung Recht behält: die SPD hatte die Verwaltung im Planungsprozess befragt, ob die vorhandenen schmalen Erschließungsstraßen ausreichen, und die Verwaltung hatte dies bejaht und sich auf ihren geballten Sachverstand berufen.
Der Firma Wiewel als Betreiberin des Supermarktes kann man jedenfalls nur wünschen, dass sie ihren Parkplatz mit der Parkscheibenregelung ausreichend verfügbar halten kann und keine Dauerparker abschleppen muss – das könnte die Stimmung heftig verderben.