Samstag wird die Europäische Union 60

Mit den Römischen Verträgen von 1957 wurde der Vorläufer der EU, die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft, von den damaligen Gründungsmitgliedern Frankreich, Italien den BeNeLux-Staaten und Deutschland, ins Leben gerufen.

Heute ist unsere Heimatregion, das Münsterland, so eng wie kaum eine andere mit unseren europäischen Nachbarn verbunden und Besucher/innen von dort gehören wie selbstverständlich zu allen Jahreszeiten zu unserem Stadtbild. Aus unserem Alltag sind die offenen Grenzen nicht mehr wegzudenken, meine Kinder kennen keine Schlagbäume mehr in Europa.

60 Jahre Römische Verträge – dieser Geburtstag ist für uns Sozialdemokraten gerade jetzt Verpflichtung und Ansporn zugleich, sich für ein gemeinsames Europa stark zu machen, das uns mehr als 70 Jahre Frieden, Freiheit und Wohlstand ermöglicht hat.

Ohne unsere Nachbarn wäre unser Wohlstand und Sozialstaat kaum denkbar: 66 Prozent der nordrhein-westfälischen Exporte gehen in die Mitgliedsstaaten der EU. Wichtigster Handelspartner sind die Niederlande, aber auch Frankreich und Belgien sind wichtige Partner. Die Wirtschaftsleistung der Gründerstaaten hat sich in den 60 Jahren mehr als verdreifacht.

Aber Europa ist viel mehr als das oft dominierende Thema Wirtschaft!

Europa ist längst zu einer viele Bereiche der Kommunalpolitik und -verwaltung beeinflussenden Angelegenheit geworden. Meistens denkt man dabei zunächst an die Städtepartnerschaften. Aber auch darüber hinaus arbeiten die Verwaltungen in Nordrhein-Westfalen und Münster über die Ländergrenzen hinweg, zum Beispiel mit den niederländischen Provinzen und Regionen zusammen.

Eine kleine Auswahl aus den aktuellen Programmen der Stadt Münster:

EUROCITIES

EUROCITIES ist ein Netzwerk, das sich aus europäischen Großstädten mit über 250.000 Einwohnern zusammensetzt. Inzwischen sind mehr als 120 Städte aus 30 europäischen Ländern Mitglied.
EUROCITIES versteht sich als Interessenvertretung der Großstädte in Europa, die seit der Gründung 1986 ein weitreichendes Kontaktnetz zu den Organen und Institutionen der EU aufgebaut hat. Gleichzeitig bietet EUROCITIES ein Forum für Großstädte, um Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Projekte voranzubringen.

Das ist der Link (EUROCITIES)
>

Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE)

Der Rat der Gemeinden und Regionen Europas (RGRE) ist eine europaweite Organisation der kommunalen und regionalen Gebietskörperschaften. Im RGRE sind 57 nationale Kommunalverbände aus 41 eurpäischen Ländern (Sektionen) zusammengeschlossen. Der in Paris und Brüssel ansässige europäische RGRE ist der Gesamtverband für die einzelnen nationalen Sektionen (beispielsweise die deutsche Sektion). Die deutsche Sektion des RGRE befasst sich mit kommunalrelevanten Fragen der europäischen Union. Außerdem fungiert sie als Interessenvertretung der deutschen Städte, Gemeinden und Landkreise und informiert ihre Miglieder über EU-Fördermittel.

Das ist der Link (Rat der Gemeinden und Regionen Europas)
>

Das bekannteste Projekt: EUREGIO

Die EUREGIO verbindet 104 deutsche und 25 niederländische Kommunen. Ein Teil der Städte und Gemeinden sind indirekt über ihren jeweiligen (Land)kreis an die EUREGIO angeschlossen. Die EUREGIO hat eine besondere binationale Struktur. Diese sorgt dafür, dass die Interessen der deutschen und der niederländischen Mitglieder gleichermaßen vertreten sind. Seit 1958 versteht sich die EUREGIO als Drehscheibe und Vermittlerin zwischen den Niederlanden und Deutschland.

Das ist der Link (EUREGIO)
>

Der Sinn von all dem: Voneinander lernen! Das ist mehr als nur das Motto für die 200 Europaschulen in NRW (der Titel ist und war an Münsters Schulen immer sehr begehrt), so viele wie in keinem anderen Bundesland. Europa Schulen bereiten Schülerinnen und Schüler aller Schulformen besonders intensiv auf eine zunehmend international geprägte Zukunft vor.

Aber nicht nur Münsters Schülerinnen und Schüler lernen, auch Lehrerinnen und Lehrer. Das Thema Inklusion beschäftigt die Schulen derzeit sehr. Und gerade hier können wir einiges von unseren Nachbarn lernen. Ein von der Europäischen Kommission gefördertes Projekt zur Inklusion (Laufzeit Juni 2015 bis Oktober 2016) brachte Menschen mit und ohne Behinderung aus Deutschland, den Niederlanden, Großbritannien und Polen zusammen. Für uns mit dabei: Die Stadt Münster und die Lebenshilfe. So erhielten Münsteraner die Chance, sich bei Besuchen in den Niederlanden, Großbritannien und Polen über die Arbeit mit und für Menschen mit Behinderung zu informieren. Zuletzt reiste eine integrative Bürgergruppe im September 2016 in unsere Partnerstadt York. Ausgehend von vielen dort erlebten positiven Beispielen, soll sich auch Münster Schritt für Schritt zu einer barrierefreien Stadt entwickeln.

Trotz der großen Zahl positiver Beispiele, behauptet niemand, dass die Europäische Union perfekt ist. Die Kritik hat überall in Europa zugenommen. Auch wir in unserem Ortsverein müssen mehr darüber diskutieren, wie Entscheidungen für die Bürgerinnen und Bürger transparenter werden könnten und das europäische Parlament gestärkt werden kann. Wir müssen anders als bisher prüfen, was die ganze EU gemeinsam regeln muss und wie die einzelnen Länder und Regionen die Kompetenzen behalten können für das, was dann nicht überall in Europa unbedingt gleich sein muss.

Loben möchte ich das Engagement der Hiltruper/innen die sich öffentlich für Europa einsetzen: Die Schulen mit ihren Austauschprogrammen, das Patenschaftskomitee Hiltrup-Beaugency und die vielfältigen Kontakte der Sportvereine und Kulturschaffenden. Sie leisten einen unschätzbaren Beitrag, um Europa „mitmenschlich“ erlebbar zu machen.

Besonders freut mich, dass seit einigen Wochen jeden Sonntag viele junge Menschen auf die Straße gehen und sich für ein gemeinsames Europa einsetzen. Unter dem Motto ,Pulse of Europe‘ demonstrieren sie in rund 50 Städten europaweit, bei uns unter anderem in Köln, Aachen, Essen, Düsseldorf, Dortmund, Bonn und Münster.

Und hier das Geburtstagslied: Das ist der Link (Europahymne)
>

Hermann Geusendam-Wode